In unserer Rubrik KALENDERBLATT der Vorwoche erinnerten wir an Dr. Rudolf Lehmann, den verdienstvollen Historiker der Niederlausitz aus Senftenberg, dessen 40. Todestag im Kalender stand. Dazu sandte uns Luis Schöpfwasser, ein Autor des NIEDERLAUSITZ-Jahrbuches 20-24, sein „Bibliotheksgeflüster“.
Er schreibt:
Durch einen Beitrag im „Märkischen Boten“ angeregt, begann ich in den Tiefen meiner bescheidenen Bibliothek zu schürfen – und wurde fündig. Zunächst dieses Zitat: „Ich selbst erinnere mich, als ich vor mehreren Jahren aus Rußland zurückkam und einen alten russischen Grenadier als Bedienten mit mir hatte, daß er mir in der Lausitz in der Gegend von Lübben sagte: ‚Aber, mein Gott, wir sind ja hier noch ganz in Rußland; hier spricht man ja noch gut russisch.‘ So viel Ähnlichkeit haben die slawischen Dialekte unter sich, von dem russischen bis hin zum wendischen und krainischen.“ Dies schrieb 1803 Johann Gottlieb Seume (1763 – 1810), der berühmte Verfasser des „Spaziergang nach Syrakus“. Die Niederlausitz galt noch in der Wendezeit, um und nach 1989, vielen Zugereisten als terra incognita…
In der letzten Ausgabe des „Märkischen Boten“ wird an den „Historiker der Niederlausitz“, an Dr. Rudolf Lehmann (1891 – 1984), erinnert. Er widmete sich ein Forscherleben lang der Aufgabe, das „Zwischengebiet zwischen der Mark und Schlesien“, wie er die Niederlausitz auch nannte, ins Licht zu rücken. Bei ihm erfahren wir, wie nach Abzug der Germanen im 10. Jahrhundert slawische Stämme „in die weiten Räume östlich der Saale und Elbe nachrückten“ – die Lusizi. Es folgte deutsche Landnahme von Magdeburg und Meißen aus…
Die geographische Lage und Landschaft, sowie die immerwährenden Auseinandersetzungen um Macht und Herrschaft über die Niederlausitz bestimmen bis heute den Charakter ihrer Bewohner. Anders als in der Oberlausitz entwickelte sich hier z.B. kein selbstbewusstes Stadtbürgertum. In der hier (l. unten) abgebildeten Schrift von ihm heißt es: „Schwierige Lebensbedingungen machten den Niederlausitzer, den Land- und Stadtbewohner nüchtern und langsam, aber auch zäh und mitunter hartnäckig.“ Er übersieht jedoch keinesfalls, wie sich allmählich wirtschaftliche Rahmenbedingungen verbesserten – durch Tuchmacherei, Glasherstellung und insbesondere den um 1850 einsetzenden Braunkohlenabbau. „1852 zählte man erst 12 Gruben mit 67 Arbeitern, und die Ausbeute betrug noch nicht 13.000 Tonnen… 1920 belief sich die Rohkohleförderung auf über 24 Millionen Tonnen…“ Wer sich also mit der Geschichte der Niederlausitz ernsthaft beschäftigt, kann Rudolf Lehmann nicht ignorieren! – Zu diesem Schluss kam auch der Ausgangstext. Luis Schöpfwasser hat in erwähntem Jahrbuch 20-24 unkonventionell Machbubas Ende hinterfragt.
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