Auf den Dächern der Lausitz

Das Handwerk des Dachdeckers ist vielseitig und abwechslungsreich / Als einzige Frau begann Michele Freyer im September 2018 eine Ausbildung zur Dachdeckerin.

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Auf der iBOB Ende 2018 präsentierte die angehende Dachdeckerin Michele Freyer am Stand der Innung zusammen mit Kai-Uwe Reipert, Geschäftsführervon Spremdach, ihre Arbeit | Foto: F. Kuhr

Region (MB/lb). Hoch hinaus geht es für die Dachdecker fast täglich – bei Wind und Wetter. Doch nicht nur auf dem Dach müssen sich die Lehrlinge, Gesellen und Meister auskennen. Fundament, Fassaden, energetische Gebäudemaßnahmen sowie das Anbringen von Solarmodulen und noch viel mehr gehören zum Aufgabenfeld eines Dachdeckers. Ein Dachdecker muss in stilistischen Fragen genauso sicher sein wie in der Praxis des Klebens oder Schneidens. Somit ist er einer der wohl vielfältigsten Handwerksberufe überhaupt. Und das Handwerk wird zunehmend beliebter sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen. Im vergangenem Jahr begangen 26 junge Leute die dreijährige Ausbildung zum Dachdecker. Darunter auch Michele Freyer. Ihr Interesse für den Beruf entdeckte die 23-jährige 2017 auf der Ausbildungsbörse iBOB. An dem Stand der Dachdecker-Innung Cottbus erprobte sie sich an einigen praktischen Aufgaben und bewies ihr handwerkliches Geschick. Daraufhin begann sie ein Praktikum bei dem Dachdeckerbetrieb Lecher Dächer GmbH. Begeistert von der vielseitigen Arbeit, beschloss sie im September die Ausbildung anzufangen. Unterstützt in ihrem Vorhaben wurde sie vom Innungsobermeister Marco Lecher. Vor dem Ausbildungsbeginn durchlief sie ab Januar 2018 die Einstiegsqualifizierung. Ihre Ausbildung verläuft dual. Neben der Arbeit im Betrieb erhält die angehende Dachdeckerin zusammen mit den anderen Auszubildenden Praxiserfahrung auf dem Lehrbauhof Großräschen. Auf dem Lehrbauhof lernen und üben die jungen Handwerker in weniger schwindelerregenden Höhen.

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Mit einem Schiefhammer verarbeitet die 23-jährige Schieferplatten zu Herzen | Fotos: privat

Im Betrieb packt sie überall mit an, wo sie kann. Holz und Ziegel zurecht sägen sowie die Arbeiten hoch oben auf dem Dach wie einlatten, eindecken und dämmen. Die Höhe ist dabei gar kein Problem für sie. Dass sie die einzige Frau in der von Männern dominierten Branche ist, stört sie dabei nicht. Ihre männlichen Arbeitskollegen sind da geteilter Meinung. Doch besitzt sie alles, was ein guter Dachdecker braucht: handwerkliches Geschick, Ausdauer und Belastbarkeit, Teamfähigkeit sowie reges Interesse und natürlich keine Angst vor Höhen. Die Vielseitigkeit des Handwerks und die Arbeit im Freien gestalten den Beruf besonders attraktiv für sie. Einen Bürojob bei dem sie stundenlang vor dem Computer sitzen müsse, könne sich Michele überhaupt nicht vorstellen. Jeder Arbeitstag birgt neue Herausforderungen, vor denen sie keine scheut und mit Ehrgeiz herangeht.
Dabei spielt auch das Wetter eine maßgebliche Rolle und

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Das Ergebnis kann sich sehen lassen

beeinflusst die Art der Aufgaben, die es zu verrichten gibt. Denn gerade im Sommer und im Winter erschweren die zum Teil extremen Witterungen Hitze und Kälte die Arbeit auf dem Dach. Damit die Dachdecker im Sommer keinen Hitzeschlag bekommen, stellt der Betrieb ausreichend Wasser zur Verfügung. Bei solch hohen Temperaturen, wie im vergangenen Sommer, ist Trinken das A und O. „Meistens tränke ich auch mein T-Shirt, meine Handgelenke und meine Haare im Wasser, das kühlt schön runter.“, erklärt die 23-jährige. Wenn es zu heiß ist, bricht der Chef die Arbeit ab. Im Winter heißt es dann: warm anziehen, Schicht über Schicht. „Und wenn man genug Arbeit hat, dann wird einem auch nicht kalt.“, weiß Michele.
Ob sie nach dem Abschluss der Ausbildung noch ihren Meister machen wird, kann Michele derzeit noch nicht sagen. Ausschließen würde sie es aber nicht.