Bundesforum betreibt von Cottbus aus seit 2012 wichtige Lobbyarbeit für regionale Unternehmer:
Region (mk). Keine Lobby und somit fehlender Einfluss auf politische Entscheidungen, kaum Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, hoher Globalisierungsdruck, schwache Vernetzung und unzureichende Vertriebsstrukturen – dies sind nur einige Nachteile, mit denen der unternehmerische Mittelstand der Lausitz zu leben hat. Obendrauf kommt noch der Strukturwandel. „Fast alle großen Unternehmen in der Lausitz hängen mehr oder weniger von der Braunkohle ab“, sagt Ludwig Klaus, Vorstandsvorsitzender des Bundesforums Mittelstand.
2012 wurde dieses Forum gegründet. Der politische Sitz ist in Berlin, der Arbeitssitz in Cottbus. 60 Unternehmer der Region sind hier mittlerweile Mitglied. Mit bis zu 250 Mitgliedern wird allein in der Lausitz gerechnet, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Der Denkansatz, der zur Gründung des Forums führte, ist der: Wenn es den Unternehmen der Region gut geht, geht es auch den Arbeitnehmern gut. „Die sozialste Leistung ist eine funktionierende Wirtschaft“, unterstreicht Ludwig Klaus.
Das Bundesforum greift den Unternehmern mit einer Doppelstrategie unter die Arme. So gibt sie dem Mittelstand eine Stimme, um Einfluss auf politische Rahmenbedingungen zu nehmen. Dabei geht es bei dieser Lobbyarbeit nicht um die Interessen eines einzelnen Unternehmers, sondern der Region. Das Forum versteht sich als Netzwerker. Und zwar nicht nur zwischen Wirtschaft und Politik, sondern auch zwischen den Unternehmern selbst sowie zwischen Wissenschaft und Politik. So will die BTU Cottbus künftig Paten für den Mittelstand schaffen. Allerdings beobachtet Ludwig Klaus hier eine große Sprachlosigkeit. Der Mittelstand denkt oft, dass sich die BTU nur um die Großen wie Siemens oder Rolls Royce kümmert. Derweil hat das Forum gerade die Lausitzer Unternehmen im Blick, die das Potenzial haben zu wachsen. Hier kommt die zweite Strategie zum Tragen. So wird der Frage nachgegangen, wie sich für die Unternehmer mit ihren Dienstleistungen und Produkten neue Märkte im In- und Ausland erschließen lassen.
Ein Beispiel: Die Firma RCS in Massen bei Finsterwalde hat über 40 Mitarbeiter. Sie ist in Deutschland Marktführer bei der Softwareentwicklung für Großküchen. Gemeinsam mit dem Bundesforum wurde nun die Dominikanische Republik als neuer Absatzmarkt erschlossen. Die tropische Insel will ihre Touristenzahlen von fünf auf zehn Millionen Besucher pro Jahr verdoppeln. Durch diesen neuen Markt kann die Firma in der Lausitz wachsen. Fördermittel für die nötige Anpassung der Software kamen auch durch die Lobbyarbeit des Bundesforums zustande. „Es geht nicht darum, die Unternehmen ins Ausland auszulagern, sondern hier neue Arbeitsplätze zu schaffen“, erklärt Ludwig Klaus. Das Erfolgsrezept ist, dass das Forum auf Macher setzt. Statt Rednern braucht es Anpackende vor Ort. Ob in Zentralamerika, Russland oder Polen – das Bundesforum hat hier Mitarbeiter, die Kontakte zu dortigen politischen Entscheidungsträgern und der regionalen Wirtschaft haben.
Das noch junge Bundesforum ist derzeit in Berlin, Brandenburg und Hessen aktiv. Eine Ausweitung folgt. Die Initialzündung, den Unternehmern ganz praktisch zu helfen, ging aber von der Lausitz aus, erklärt Ludwig Klaus stolz. Er ist zuversichtlich, dass die Region den Strukturwandel bewältigt. Schließlich kennt er Unternehmer, die auch Mitglied im Bundesforum sind, um einen Beitrag dafür zu leisten, die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Region voranzubringen.
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