Agrargeschichte: Altland unterm Pflug
Cottbus | Von CGA Verlag | 8. März 201960 Jahre nach dem „sozialistischen Frühling“ kommt Ordnung in die Flur.

Der Weg von Willmersdorf läuft genau auf den „Saspower Hausberg“ (hinten) zu, die Cottbuser Mülldeponie. Allerdings auf 400 Metern gut zehn Meter östlicher als er sollte. Der Korrekturaufwand ist riesig und nötig. Die Verwaltung begleitet das, die Arbeit aber leisten Betriebe unentgeltlich. Initiatoren sind Stadtverordneter Hans Pschuskel (CDU, im Bild) und Landwirt Wolfram Hotzlar | Foto: J. Heinrich
Cottbus (hnr.) So wie Planwirtschaft in der Innenstadt ohne Rücksicht auf Eigentum und Grundstücksgrenzen „sibirische Weiten“ schuf, hat sie’s auch an der Peripherie getrieben. „Im Agrarfrühling (Voll-Kollektivierung bis 1960, die Red.) ist hier 1965 der jahrhundertealte Weg überpflügt worden“, schildert Landwirt Hans Pschuskel, Stadtverordneter für die CDU. 1990 haben die Bauern ihn nach der Erinnerung angelegt, um zu Feldern, Wiesen und Waldstücken zu gelangen. Der Weg verbindet Saspow, Willmersdorf und auch Skadow als unentbehrliche Achse. Aber die Landwirtschaft pflügt längst im digitalen Zeitalter, GPS liefert exakte Daten (Saatgut, Dünger, Fördermittel) für die Flächen – wenn die stimmen.
„Das Katasteramt hat jetzt den Zustand ‘abgemarktet’, und nun korrigieren wir die Fluren“, sagt Hans Pschuskel. Montag setzte Landwirt Wolfram Hotzler den ersten Spatenstich. Er ist mit seiner Agrar GmbH, bekannt durch die Aueroxen in der Spreeaue, Rechtsnachfolger jener LPG „Nordstern“. Der Aufwand, einen 400 Meter langen Weg zehn Meter westwärts zu rücken, ist riesig. Aber mit großer Technik von Alba, mit Technikhilfe von Bautec, Sternbau und anderen ist das zu schaffen.
Hans Pschuskel ist froh, dass sowas geht. Eigennutz steht zurück für Heimatstolz. Letztes Jahr hatte er mit Freunden und Nachbarn ein riesiges Gipfelkreuz auf dem „Hausberg“ errichtet, eine „Ostsee-Landmarke deutsch-wendischer Patrioten“. Das ging schief. Die Kippe ist noch Betriebsgelände, der gebührenfrei genehmigte „Mast des Brauchtums“ musste weg, Pschuskel bekam Betriebszutrittsverbot. „Aber unserem Gemeinschaftssinn hat’s gut getan“, glaubt er. Dass jetzt Altland unter den Pflug kommt, beweist es.
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