Als ich kam, war Röschen schon da…

…und als ich ging, blieb sie – erinnert sich einer nach 39 Jahren im Betrieb.

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Nach neunundvierzigeinhalb Jahren verabschiedete Kunella-Chef Lothar Parnitzke Mitte März 2019 Renate Szalata. „Ich wollte damals nur mal für drei Tage etwas verdienen. Es wurde dann doch länger“, erzählt die Frau, die kaum mal krank war | Fotos: J. Heinrich

Cottbus (hnr.) Manches sagt sich so dahin: „Es gab nicht einen einzigen Monat verspätet Lohn.“ Nicht viele Menschen, die in den letzten drei Jahrzehnten in unserer Gegend arbeiteten, können das für sich bestätigen. Tausende verloren ganz die Arbeit, mitunter mehrfach. Auch der Betrieb, in dem Renate Szatala fast 50 Jahre (!) ununterbrochen arbeitete, erlebte Turbulenzen, Absatzprobleme, verkürzte Arbeit. „Kunella“ war im Treuhand-Plan als „nicht zukunftsfähig“ längst abgehakt, als Lothar Parnitzke seinen Kampf um diesen Traditionsbetrieb begann. Er hatte hier in der noch privaten Firma 1965 die kaufmännische Lehre begonnen, wurde gleich nach der Lehre technischer Leiter, hat dann studiert, führte den Betrieb nach der Verstaatlichung und rettete ihn über die Wende. 38 Mitarbeiter, Aushilfen nicht gerechnet, beschäftigt er heute. Die meisten waren dabei, als es letzten Freitag ein gemeinsames Frühstück mit feinen Platten der Ströbitzer Fleischerei Beier (auch Kunella-Kunde) gab.

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Das meiste passiert heute bei Kunella auf Knopf- oder Tastendruck. Die Produktionsabläufe sind weitestgehend automatisiert, anders wäre die Nachfrage nicht mehr zu meistern. Hier kommen die automatisch gefüllten, etikettierten und kartonierten Ölflaschen auf dem Band an, fahren Lift und erreichen gleich ihre Auslieferungspalette

Nach neunundvierzigeinhalb Jahren wurde Renate Szalata verabschiedet. Sie hatte damals in der Käserei angefangen, als eine unter sechs Frauen. „Ich wollte nur drei Tage bleiben“, sagt sie. Es war nicht leicht damals, aber sie blieb, war kaum krank, wechselte zur Mayonnaise, wurde ein Teil des Betriebes. Eckhard Koch, der 39 Jahre hier arbeitete, sagt: „Als ich kam, war ‘Röschen’ schon da, und als ich ging, blieb sie noch lange.“ Im letzten Jahr hörten auch Brigitte Friebel und Ursula Merkel auf, die eine nach 47, die andere nach 41 Jahren. Endgültige Trennungen sind das selten. „Die meisten kommen zur Aushilfe, wenn es die Situation im Betrieb erfordert“, sagt Lothar Parnitzke. Er ist glücklich über das gute Arbeitsklima in diesem Unternehmen. „Ich kann nur verkaufen“, sagt er, „produzieren kann ich nicht; das machen unsere Leute.“ Sie bereiten auch seine mitunter weiten „Verkaufsfahrten“ vor. Ostern reist er zur Messe nach Vietnam, nach Ho-Chi-Minh-Stadt, das frühere Saigon. Die Nachfrage am Mekong ist riesig nach Kunella-Erzeugnissen.
125 Jahre alt wird die Firma, einst als „Butter-Kunert“ aus Cottbus bis Breslau bekannt. Mit weitgehender Automatisierung und breiter Feinkost-Produktpalette ist die Kunella Feinkost GmbH bestens für die Zukunft aufgestellt.

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