Apotheken machen aufmerksam: Lieferengpässe, Personalnot und Unterfinanzierung.
Lieferengpässe, Personalnot und Unterfinanzierung: darauf möchten bundesweit Apotheken aufmerksam machen. Dass es an Medikamenten fehlt, ist vielen bekannt. Das Problem ist auch kein neues, hat sich in den letzten zwei Jahren jedoch deutlich zugespitzt. Das bestätigt auch Dr. Andreas Baumgertel, der Sprecher der Apotheken in Cottbus. So waren vor der Corona-Pandemie laut Baumgertel etwa 100 bis 150 Medikamenten nicht lieferbar – jetzt seien es mittlerweile fast 400 Medikamente. Das betreffe zum Beispiel Blutdruck- und Cholesterinsenker, Antibiotika für Kinder, Medikamente für Diabetiker und Krebstherapie.
Aus diesem Grund hat die Apothekerschaft zum bundesweiten Protesttag aufgerufen.
Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, bleiben daher viele Apotheken in ganz Deutschland und auch in Cottbus geschlossen. Die Arzneimittelversorgung bleibt aufrechterhalten –
allerdings nur über die Notdienstapotheken.
„Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert“, erklärt die Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening. „Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland. Seit Monaten weisen wir in persönlichen Gesprächen, Interviews und PR-Kampagnen auf die brisante Lage hin. Die Apothekenteams retten jeden Tag Leben, in dem sie alternative Präparate für nicht verfügbare Arzneimittel beschaffen. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wird sie geschwächt.
Jeden Tag müssen Apotheken schließen. Hochschulabsolventinnen und -absolventen unseres Faches können sich immer seltener den Gang in die Selbständigkeit vorstellen, vor allem, weil die wirtschaftliche Perspektive fehlt. Darauf müssen wir aufmerksam machen“, so Overwiening.
Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), fügt hinzu: „Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung haben die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen die Bevölkerung und die Politik dringend auf unsere schwierige Lage hinweisen.“ Daher fordert er die Kolleginnen und Kollegen auf, am bundesweiten Protesttag mit Patientinnen und Patienten ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu erklären, warum der Protest aller Apotheken die einzige Möglichkeit ist, sich gegenüber der Politik nachhaltig Gehör zu verschaffen.
Auch die Lokalpolitikerinnen und -politiker sollen angesprochen werden. Dr. Hans-Peter Hubmann weist außerdem auf den 10-Punkte-Forderungskatalog der ABDA hin. Hier fordert der Verband unter anderem auch den Bürokratieabbau und das Ende der Null-Retaxationen (Inanspruchnahme von nicht bezahlten Leistungen). „Wir müssen der Gesellschaft zeigen, wie groß die Bedeutung der Apotheken für die Versorgung ist und wie dramatisch es wäre, wenn noch mehr Apotheken als verlässliche, soziale Anlaufstellen vor Ort für immer verschwinden würden“, so Dr. Hans-Peter Hubmann weiter.
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