Es gibt ein reiches Wohnungsangebot und viel Leerstand, aber Mangel an Wohnungen für gehobene Ansprüche / Stadtverordnete bauen am „Konzept zur bedarfsgerechten Wohnraumversorgung“ für 107 000 Einwohner / Sozialausschuss sieht Reserven beim klugen Sanieren im Bestand.
Cottbus (hnr.) Die Stadt Cottbus hat viele preiswerte Wohnungen (ab 4 Euro Kaltmiete), aber Nachholbedarf in der Bereitstellung komfortabler Wohnungen für gehobenen Bedarf. Bliebe das so, wären am Ende des Strukturwandels die Züge von und nach Berlin täglich überfüllt, die Straßen hier und die städtische Steuerkasse aber leer. Wenigstens 6 000 Wohnungen müssten in den nächsten Jahren gebaut werden, denn mit Bahnwerk, Uni-Medizin und weiteren Strukturvorhaben kann Cottbus in naher Zukunft auf 107 000 Einwohner anwachsen.
Stadtverordnete beschäftigen sich aktuell mit einem „Konzept zur bedarfsgerechten Wohnraumversorgung in Cottbus“. Darin geht es um Neubau, das dafür ausreichende Flächenangebot, aber auch um gute Wohnungen für die stark ansteigende Zahl von Senioren. Eberhard Richter (Linke) warnte vor Übereifer in einzelnen Segmenten: „Wir müssen den Wohnungsmarkt in Gänze im Griff haben.“ Joachim Käks (CDU) sieht Reserven in der Bestandsbewirtschaftung, die durchaus Angebote für Pendler hervorbringen kann. Jörg Schnapke (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses, kommentierte: „Das aber schnell, bevor sich der Wohnungsmarkt hier überspannt.“ Das Konzept sei in allen Ausschüssen schon diskutiert und für gut befunden, nur im Umweltausschuss nicht. Ein Versagen vor ständig neuen Grünen Auflagen im Baugeschäft? In einem gesonderten Tagesordnungspunkt bekam der Cottbuser Architekt Prof. Rüdiger Sommer Gelegenheit, seine Entwurfsgedanken für die Bebauung der Brache in der Stadtpromenade darzulegen. Statt eines zweiten Einkaufszentrums dominieren hier zwei Wohnwürfel, an denen bis ins 10 OG Grün wuchern soll. Zur Ausstattung würden entsprechende Pflanzkübel gehören.
Unterlegt sind die Häuser mit einer eingeschossigen Zone für kleine Läden, ein Bistro, ein Café und einen Markt. Zur Wohnscheibe hin bleibt Platz genug für einen kleinen Bürgerpark. Ein Defizit räumte Sommer selbst ein: Es ist eine Wohnlage abseits von allen Straßen, womit auch Pkw-Stellplätze fehlen. Den vorhandenen massiven Keller (Käks wies auf die Räume vom Bowling und Tanzlokal hin) dafür zu nutzen, schloss er aus. Die Ideenskizze fand allgemeine Zustimmung. Schritte zur Umsetzung gibt es noch nicht. Eberhard Richter sagte dazu: „Aus Theorie muss Praxis werden. Wir sind in dieser Angelegenheit schon zehn Jahre geschwommen.“
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