Cottbus: Unternehmen brauchen Sicherheit

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In guten Gesprächen beim Neujahrsempfang der Unternehmerverbände: UVB-Geschäftsführer Eberhard Thomsche, BTU-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Matthias Koziol, Oberbürgermeister Holger Kelch, Dr. Klaus Freytag, Abteilungsleiter Energie im brandenburgischen Wirtschaftsministerium, Peter Mühlbach, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie, und Alexander Schirp, UVB-Geschäftsführer Berlin-Brandenburg, Bezirksgeschäftsstelle Berlin (v.r.n.l.) Foto: J. Heinrich

Peter Mühlbach: Die Welt in Unordnung, aber regional besteht eine starke Basis / Schnelle Fortschritte der Digitalisierung auch im flachen Land nötig

Cottbus (hnr.). Ohne überhitzte Spekulationen zu den US-Wahlen und auch fernab von verwaltungsinternen Debatten orientierte sich der Neujahrsempfang der Unternehmerverbände im Cottbuser Haus der Wirtschaft am vergangenen Wochenende auf die unmittelbaren Kernfragen der regionalen Wertschöpfung. Gäste waren  Landtagsabgeordnete, IHK-Präsident Peter Kopf  und der Cottbuser Oberbürgermeister, nicht aber die Landräte und Bundestagsabgeordneten der südbrandenburgischen Wahlkreise; auch nicht die Vertreter des neuen deutschen Braunkohlen-Konzerns LEAG.
Die Gespräche machten klar, dass  Wirtschaft vor allem Sicherheit braucht. Terror und Gewalt haben  die Unternehmen durchaus auch schon direkt berührt. „Unter den Opfern des Angriffs auf den Berliner Breitscheidplatz war auch ein Student der bbw-Hochschule,
die uns eng verbunden ist“, beklagt Eberhard Thomsche, Syndikus des Verbandes. „Wir erwarten, dass Politik und die Behörden alles tun, um unsere Sicherheit und unseren Schutz zu gewährleisten. Das ist auch für die Unternehmen ein hohes Gut.“
„Die Welt ist in Unordnung, das zeigen die vielen bewaffneten Konflikte“, beklagte Redner Peter Mühlbach, Regionalvorsitzender im Verband der Metall- und Elektroindustrie. Die Europäische Union ist in der Krise, dem Welthandel drohen Einschränkungen. Zwar gebe es Hoffnung, dass die Konjunktur 2017 recht gut laufen werde, „doch es ist noch vieles im Unklaren: Wie wird es mit Europa, unserem wichtigsten Markt, wird das Öl teurer,  werden die Zinsen steigen?“ Das sei schwerer zu kalkulieren als sonst.
„Glücklicherweise“, so Mühlbach, „kommen wir von einer starken Basis. Das vergangene Jahr ist für viele unserer Unternehmen erfreulich verlaufen.“ Brandenburg war beim Wachstum im ersten Halbjahr das drittstärkste Land im Bund. Die Zahl der Arbeitslosen ist nach dem Sommer sogar unter 100 000 gerutscht – niedrigste Quote seit der Wende. Die Unternehmen haben rund 6 000 Stellen geschaffen.
Für künftige Wettbewerbsfähigkeit betonte Mühlbach drei entscheidende Punkte.
Erstens die Digitalisierung. Wir brauchen an wichtigen Standorten der Unternehmen ein Gigabit-Netz für die Anwendungen von morgen. Gut, dass die Landesregierung ein ressortübergreifendes Digitalisierungskonzept erarbeitet. Schnelle und handfeste Resultate seien enorm wichtig, betonte der Redner.
Die zweite Herausforderung ist die Fachkräftesicherung. 1 800 Ausbildungsplätze sind in diesem Herbst allein in Brandenburg frei geblieben. Vor allem das verarbeitende Gewerbe und das Hotel- und Gaststättengewerbe sucht händeringend Fachpersonal. „Wir werben auf Messen für die duale Ausbildung als Einstieg in die Karriere,  machen Lehrer fit für das Thema Berufsorientierung und tun auch sonst viel“, versichert Mühlbach.
Sein dritter Punkt: „Ein dynamisches Brandenburg gibt es nur zusammen mit einer wachstumsstarken Lausitz.“  Es gelte, den Unternehmen, die heute noch im Energiesektor stark sind, eine Perspektive zu geben. „Wir als Unternehmensverbände engagieren uns darum in der ‘Innovationsregion Lausitz’, um neue Technik und neue Geschäftsmodelle in der Region zu verankern.“
Männer und Frauen der Wirtschaft sind sich einig: Wenn Unternehmen und die Politik die Weichen richtig stellen, kann es mit Brandenburg weiter bergauf gehen.
Zuversicht verbreitete Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU): Die Stadt sichert in ihrem Gebiet zu 98 Prozent ein stabiles Breitband-Netz. Im Zusammenwirken mit der BTU und durch eine Neuprofilierung der Wirtschaftsförderung sei die 100 000-Einwohner-Stadt optimaler Standort für  aufstrebende Unternehmen.