Cottbus wird Zentrum der Universitäts-Medizin

Wissenschafts-Ministerin Dr. Martina Münch (SPD) spricht über einen Medizin-Campus am CTK.

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Als Cottbuserin trägt Brandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur gern gute Nachrichten in ihre Wahlheimat.
Hier wird am kommenden Montag der Weg zum künftigen Medizin-Campus Cottbus abgesteckt. Wir sprachen darüber mit Martina Münch (SPD) im Café Schiller am Staatstheater | Foto: J. Heinrich

Cottbus (h). Ihr Ministerium ist breit gefächert und leistet die Staatsarbeit für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Nachrichten aus diesen Bereichen machen die Brandenburger oft stolz. Eine jüngere stiftete aber teils Verwirrung: Dieses Ministerium soll nach Cottbus umziehen; die Stadt an der Spree, bekräftigt auch Ministerpräsident Dietmar Woidke, wird Regierungsstandort.
Dr. Martina Münch, seit März 2016 Chefin dieses Ministeriums, ist seit 1995 Cottbuserin, war hier von 1998 bis 2009 und von 2014 bis 2016 Stadtverordnete und zieht auch jetzt wieder (mit der höchsten Stimmenzahl der acht gewählten SPD-Kandidaten) in die Stadtverordnetenversammlung ein. Es gibt hier viel zu tun, dessen ist sie sich sicher. Der Strukturwandel ist längst nicht mehr nur Vision, sondern Gegenwart. „Wir werden uns, so wie die Cottbuser uns gewählt haben, gut zusammenfinden und für die Stadt sachlich an den Aufgaben arbeiten, die zu erledigen sind.“
Dass ihr Ministerium in Cottbus gut angesiedelt wäre, bezweifelt sie nicht. Hier forscht und lehrt die Uni, das Carl-Thiem-Klinikum wirkt hier als Lehrkrankenhaus der Charité, hier werden ein Frauenhofer-Institut zu Energiespeicherung und ein Institut für Luft- und Raumfahrt mit zwei Projekten angesiedelt, das Staatstheater spielt hier in vier Sparten, es gibt ein Kunstmuseum und viel weiteres Potenzial. Das Liegenschaftskonzept für den Umzug ist übrigens schon beschlossen.
Dem Bundestrend zeitgemäßer Medizinerausbildung folgend und ganz im Zeichen des Strukturwandels hier in der Lausitz kommt jetzt das weitaus größte Projekt ihres Ressort für Cottbus ins Gespräch: der Medizin-Campus am Carl-Thiem-Klinikum.
Entwickelt hat das Konzept schon seit dem vergangenen Jahr der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. med. Götz Broderman. Nach seinen Vorstellungen soll an das größte und hochspezialisierte Brandenburger Krankenhaus mit seinen gut 1200 Betten und 2500 Mitarbeitern ein unversitäter Medizin-Campus angedockt werden.
Martina Münch erläutert: „Wir reden hier über einen hochrangingen Gesundheitscampus mit 1 000 oder mehr Beschäftigten. Das sind Professoren, Assistenten, Ärzte, Pflegepersonal, Techniker und vielen mehr. Dazu müssen Hörsäle, Seminarräume, Labore und Verwaltungen gebaut werden.“ Starten könnte das Projekt richtig etwa 2022/23. Aber konkret wird es jetzt schon, am kommenden Montag. „Dann treffen sich die Vertreter der Landesregierung, des Carl-Thiem-Klinikums, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Neuruppin und weitere kompetente Akteure.“ Auch das renommierte Hasso-Plattner-Institut, ein universitäres Exzellenz-Center für IT-Systems Engineering, ist schon im Boot, berichtet Dietmar Woidke, der seit Monaten in dieser Angelegenheit mit dem Bund und dem Berliner Senat verhandelt. Es geht um viel Geld. Neben der baulichen Investition, die womöglich das CTK mit dem Land stemmen kann, geht es um die Personalkosten vor allem in der Startphase. Von 50 Millionen Euro jährlich für fünf Jahre war in Verhandlungen die Rede. Dabei soll diese Finanzierung nicht einmal ausschließlich aus den angekündigten Strukturmitteln – 17 Milliarden sind für die Lausitz vorgesehen – herrühren. Der Bund unternimmt derzeit große Anstrengungen für die bessere Medizinerausbildung, weil überall Ärzte fehlen. Auch die Dresdener Akademie schafft einen neuen Zweig in Chemnitz, und die Bayern installieren einen Medizin-Campus in Augsburg. „Forschungsmittel stehen vom Bund zur Verfügung“, weiß Martina Münch, und auch speziell für Medizinerausbildung gibt es Geld.
Der Medizin-Campus ist hier nichts völlig Neues. Abgesehen davon, dass die BTU in Senftenberg für den Gesundheits- und Sozialbereich ausbildet und Cottbus seit Jahrzehnten eine angesehene Medizinfachschule betreibt, bemühte sich Prof. Ingo Gastinger, einst Chef der Chirurgie am CTK, seit Jahren um akademische Ausbildung des Nachwuchses und plädierte für eine medizinische Fakultät an der BTU. Heute zwingt Ärztemangel zum Handeln – ein Vorteil für Cottbus.
Götz Brodermann hat die jetzt Gestalt annehmenden Pläne schon längst für realistisch gehalten. In einem früheren Interview bezifferte er die Kosten für die Einrichtung einer solchen Fakultät, die schließlich eng an die BTU rücken muss, auf 250 bis 300 Millionen Euro. Falls das Vorhaben tatsächlich ab kommenden Montag startet, rechnet Brodermann allerdings mit fünf bis acht Jahren für die Umsetzung. Er beruft sich auf vergleichbare Projekte und traut Cottbus diesen Weg zu.

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