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Das Können alter Baumeister wiederentdeckt

Region | Von | 18. September 2010

Stiftung, Stadt und Handwerkern gelingt der nächste Sanierungsschritt für ein Jahrhundertbauwerk

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Während die Pantherpaare trotz aufwändiger Restauration ihre alte Patina behalten haben, verrät die Kuppel, dass sie neu errichtet wurde. Die über Generationen verstreuten Arbeiten am Theaterbau sollen auf künftig erkennbar sein | Foto: Hnr

Cottbus (ha). Es ist noch nicht der Abschluss, wenn spätestens Ende September die Gerüste gefallen sind und die Restauratorin Evelin Waldmann auch den letzten Sandsteinsockel vom Schwarz befreit hat. „Die Hüllensanierung des Bühnen- und Zuschauerhauses ist der erste von zwei Schritten. Im nächsten Jahr folgen die Nebengebäude. Beim Sicherheitspaket haben wir den dritten von fünf Abschnitten geschafft“, erklärt der Technische Direktor des Hauses, Matthias Günther. Rund 50 Ordner stehen griffbereit in seinem Büro – es sind die Bauunterlagen nur der aktuellen Maßnahmen! An der Hülle wurden Risse geöffnet und deren Ursachen, wie alte Kabel, Rohre, marode Träger oder Mauerfehler, entfernt bzw. behoben. Neuer Putz nach historischer Mischung und Methode aufgetragen. Das Dach saniert, und feuerfest isoliert. Putten, Widderköpfe und Stuck­ornamente haben den ursprünglichen Farbton wiedererhalten. „Denn bisher waren die Puttis unbehandelt, nur in reinem Beton belassen.

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Wer kennt dieses Detail? Die Blumenkörbe, gefertigt aus einem Stück Sandstein, stiftete vor gut hundert Jahren die Provinz Brandenburg, zum Dank wurde darunter der Preußische Adler platziert. Sie befinden sich rechts und links über dem Haupteingang. Dank spezieller Reinigung und Oberflächenbehandlung sind die Details wieder sichtbar

Anhand von Farbresten hat man die originalen Farbnuancen erforscht. Das ganze Haus war auch zur Eröffnung vor 100 Jahren Ton in Ton in diesem Creme-Ton“, so der Bauchef, der auch die Finanzen im Auge hat. Bisher sind alle finanziellen Planungen eingehalten, eine Seltenheit bei solchen großen Sanierungsvorhaben, dazu am Altbau, der immer Überraschungen parat hält.

„Wir sind dreimal richtig von Regenmassen heimgesucht worden, verrottete Abflussleitungen erforderten ein Aufreißen des Fußbodens, in Wänden haben wir verrostete, unbekannte Träger gefunden, die auf die Ausgleichsbehälter der damaligen Dampfheizung zurückzuführen sind…“ schildert er die unerfreulichen Überraschungen. Und die erfreulichen: „Schätze haben wir leider nicht gefunden, nur ein Handrad für eine Beregnungsanlage in einem Wandkasten, den seit Jahrzehnten niemand mehr geöffnet hat“, er schmunzelt und präsentiert das gusseiserne Stück. Nun ist Edelstahl angesagt. Als Träger für die Streitwagen, für Rohre der Sprinkleranlagen, damit die Düsen im Notfall nicht verstopfen. „Die meisten Maßnahmen wie Brandschutztüren, -fenster, -decken, die komplette Elektro-Erneuerung mit allein 340 dimmbaren Stromkreisen für die Bühnenbeleuchtung, und vieles mehr sind gar nicht sichtbar. Unsere Mitarbeiter können sich über neue Fußbodenbeläge und Lampen freuen.“ Luxus klingt anders. Aber sie sind stolz auf das Stück für Stück schicker werdende Prachtstück der Stadt.

„Die Zusammenarbeit mit Planern, Architekten, Ämtern, Denkmalschützern und Handwerkern ist ausgesprochen gut. Ich glaube nicht, dass das heute selbstverständlich ist“, lobt er. Auch die Umstellung der Dampf- und Heißwasser-Zuleitung mit den Mitarbeitern der Stadtwerke gehört dazu. „Die Dampfleitung führte fast unter dem gesamten Gebäude entlang, eine gefährliche Sache.“ Dank neuer Technologie wurde fünf Meter darunter die neue Leitung fürs Heißwasser außerhalb des Gebäudes entlang getrieben. „Und sie sind punktgenau da angekommen, wo sie es planten.“ Ein kleiner Erdhaufen verrät noch, wo der neue Anschluss ins Haus führt: Ins Staatstheater, das bald für die nächsten 100 Jahre gerüstet ist, als schönstes Haus der Region Kultur zu beherbergen.

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Zwei der drei Treppenhäuser wurden originalgetreu saniert. Kein Ölsockel, dafür eine schmuckarme Fortsetzung der äußerlichen Creme-Farben mit einem dunklen Freihand-Strich. Auch für das Geländer wurde vorher mehrere Proben angefertigt und erst dann nach Überlieferungen und unverändert erhaltenen Teilen die richtige Farbgebung ausgewählt



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