Die beinahe vergessenen Maler aus Cottbus

Bemerkenswerte Wiederentdeckungen im Großenhainer Bahnhof.

Maler 1
Paul Pietermann (1899-1988) aus der Cottbuser Mühlenstraße, Selbstporträt.

Cottbus (hnr.) Es ist die Fortsetzung zu Siegfried Kohlschmidts „Bilder einer Landschaft“ im NIEDERLAUSITZ-Jahrbuch 20-20 und zugleich ein Bildersaal voller Überraschungen: Im Großenhainer Bahnhof sind seit Donnerstagabend (07.10.2021) „Die vergessenen Cottbuser Maler“ aus einer privaten Cottbuser Kunstsammlung versammelt, ergänzt um Leihgaben aus dem Wendischem Museum und weiterem Privatbesitz.
Nein, nicht nur Vergessene hat Kunstexperte Kohlschmidt in den Räumen verteilt, auch unter Interessierten Wohlbekannte wie Paul Codel (1862-1928), Gustav Feckert (1820-1899) oder Hermann August Krüger (1834-1908), alle in Cottbus geboren und in Berlin, München und Düsseldorf mit Landschaften und Porträts zu Ruhm gelangt. Auf dem Kunstmarkt sind sie ebenso gefragt wie Großwildmaler Wilhelm Kuhnert (1865-1926), der in Cottbus seine Kindheit verbrachte und nun auch bei den (lokal) „Vergessenen“ unterkommt.
Wirklich vergessen und nicht einmal mehr von ihren biografischen Daten bekannt sind bemerkenswerte Landschaftsmaler wie Alfred Glatz (1870-1945), Oskar Hoffmann (geb. 1878, hier mit einer schönen Schäferszene in Öl), Albert Jurisch (geb. 1883), Paul Kappmeier (geb. 1976) und Paul Karl Uhse (geb. 1886, stille Teichlandschaft). Sie alle sind Cottbuser, fanden aber mit ihrer Kunst in der Provinz weder Lohn noch Brot, was nicht am fehlenden Wohlstand der Gegend, sondern an deren moralischem Zustand lag, wie der Cottbuser Friedrich August Schmalfuß (1791-1874), der Schwager von Australienforscher Ludwig Leichhardt und selbst Maler, zornig reimte: „Warnung. – Lieber Künstler folge mir / schnür dein Bündel, geh von hinnen, / hier frägt man bei groben Sinnen, / nicht nach Kunst und nicht nach dir.“
Anders erging es Paul Petermann (1927-2008), der in der Mühlenstraße fleißig malte, wohl auch verkaufte und Bilder restaurierte. Älteren Cottbusern könnte er noch als wandelndes Klischee im Straßenbild mit breitem Hut oder Baskenmütze, wie im Selbstporträt, in Erinnerung sein. Auch Walter Heinrich (1927-2004), der mit seinem Hochschulzirkel den Friedenstauben-Brunnen an der früheren Schwimmhalle im heutigen BTU-Campus hinterließ, scheint vergessen. Im Bahnhof bringt Kohlschmidt ihn mit einem zornigen Porträt in Erinnerung. Zu allem erscheint ein Katalog. Es lohnt sich der Weg in diese Galerie.

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