Kalle Schlodder klettert diese Nacht zur Turmuhr Die Zeiger müssen zurück zur Sommerzeit
Cottbus (hnr.) Der weit über die Stadt- und Spree-Neiße-Grenzen hinaus bekannte Turmuhrmeister Karl-Heinz Schlodder hat gut zu tun. Heute Nacht und morgen sowieso. Die Zeiger werden um zwei Uhr vor auf drei gestellt. Funkuhren erledigen das automatisch, historische mechanische Turmuhren natürlich nicht. Trotzdem wird Sonntagmorgen zu Sonnenaufgang an den Zifferblättern des Schlossturmes alles stimmen. Der gewissenhafte Mechaniker klettert nachts in die Höhe der Zeit und stellt die Zeiger. Dieser Turm gehört samt Uhr der Justiz, die treue Leistung des Fachmannes schätzt. Auch die Blaue Uhr, die diese Woche gewartet und programmiert wurde, wird bei der Zeitumstellung nicht stolpern. Sie gehört zwar der Stadt, die Wartung finanziert aber für zehn Jahre der Märkische Bote, damit diese wichtige Leistung nicht durch kommunale Ausschreibung nach außerhalb vertrödelt wird.
Das ist für die wertvolle Turmuhr des Stadtwahrzeichens geschehen. Mit fatalen Folgen: Sie tickt nur selten annähernd genau. Jahrelang hat Uhrenkalle das Hauptwerk, die vier Zeigerwerke, die Gestänge und das Schlagwerk darüber für nur 109 Euro im Monat gewartet. Mindestens einmal pro Woche war er oben auf dem Dicken.
Die Stadt hat letztes Jahr die Wartung billig vergeben. Der Ärger über die falsch oder gar nicht gehende Uhr könnte nur der Anfang vom Übel sein, fürchten Fachleute. Spart die Stadt weiter, könnte der Turm bald mit einem wartungsarmen elektrischen Uhrwerk ausgestattet sein. Möglicherweise ist den Rathausleuten nicht bewusst, dass zum Denkmal ein mechanisches Werk gehört, auch wenn das Mühe macht.
Schon 1947, so fand er im Archiv, gab es Ärger um den Turm und die Uhr. Damals hatten sich die Stadtwerke der Wartung angenommen. Sicher eine bessere Lösung als die jetzige, die nicht auf der Höhe der Zeit liegt.
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