Monika Auer und Ute Fisch reisen durch die Region, um jung und alt Geschichten zu erzählen:
Region (mk). Ganz klar. Weihnachtszeit ist Märchenzeit – zumindest im Fernsehen. In den Märchenbüchern selbst ist der Mann mit der roten Kutte und dem weißen Rauschebart aber nahezu unsichtbar, weiß Monika Auer aus Brieske. Sie ist seit 25 Jahren Märchenerzählerin. Nach der Wende nahm sie an einem internationalen Erzählwettbewerb teil und wurde ausgewählt. Seitdem ist sie in der Lausitz unterwegs, um Märchen, meist auswendig, weiterzugeben. „Ich erzähle nur Volksmärchen“, schränkt sie ein. Beim Märchenstudium ist ihr noch kein deutsches Volksmärchen untergekommen, in dem der Weihnachtsmann oder Weihnachten eine Rolle spielt. Dabei hat sie über 700 Märchenbücher aus aller Welt gesammelt wie gelesen. „Die Märchen sind eben älter als die Feste“. erklärt die leidenschaftliche Erzählerin. Einst gab es in der Lausitz vier Märchenerzählerinnen. Jetzt sind sie nur noch zu zweit, sagt Monika Auer. Neben ihr begeistert auch Ute Fisch aus Hörlitz die Menschen der Region mit ihrer Art zu erzählen.
In der digitalen Welt von heute ist das Märchenlesen keineswegs verloren gegangen, weiß die Brieskerin. Wenn sie Kinder nach ihren Lieblingsmärchen fragt, wird sie mit verschiedensten Titeln überhäuft. Und wenn ein Kind ihr erzählt, dass ihre Puppe über alle Maßen schön sei, weiß sie sofort, eine Märchenleserin vor sich zu haben. Vor allem die Sprache der Märchen will sie bewahren. Deshalb lässt sie nichts weg und dichtet auch nichts dazu. Sie vermeidet akribisch Modernisierungen. „Selbst das Wort Idee gefällt mir nicht. Ich sage lieber Einfall“, gibt sie ein Beispiel. Wer sie auf einem Märchensessel Platz nehmen lassen will, hätte sich die Mühe des Sesselrückens sparen können. Kein Sessel, keine Bühne und möglichst kein Mikrofon ist ihr Motto bei Auftritten. Sie erzählt die Märchen im Stehen. Wie bei Sängern kann sich ihre Stimme so am besten entfalten. Neben ihrer Stimme kommt bei ihren Erzähl-Auftritten auch ein kleiner Koffer zum Einsatz. So kann sie mit kleinen Utensilien etwa einen Eule-Laut erzeugen. Wenn dieser ertönt, ist ihr Aufmerksamkeit garantiert und das Märchen kann beginnen. Vom Froschquaken bis zum Gewitter reichen die akkustischen Requisiten. Eltern empfiehlt sie das Grimmsche Märchenbuch mit Illustrationen von Werner Klemke. Die Bilder sind schön und sparsam verwendet zugleich. „Schließlich soll die Fantasie die Bilder erzeugen“, wünscht sich die Märchenerzählerin.
Ab dem 1. April 2015 geht die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt in den Ruhestand. Dann hat sie noch mehr Zeit für ihr märchenhaftes Hobby.
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