Martina Münch: Empört über schwache Wahlbeteiligung / Ohne Stichwahl Wechsel im Rathaus / Stadtverordnete gratulieren dem Sprint-Sieger:
Cottbus (Hnr.) Von „Wahlpartys“ an diesem milden Cottbuser Spätsommerabend zu sprechen, wäre stark übertrieben. Bei allen Parteien zusammengenommen sind nicht mehr Leute als bei einem guten Kreisliga-Fußballspiel auf den Beinen. Im „Brau&Bistro“ am Altmarkt drängen sich im unteren Raum (oben bleibt’s leer) einige Amtsträger, Hauptamtliche und Unterstützer. Es gibt Schweinebraten und Bier aus der Parteikasse. Die Landtagsergebnisse wirft der Beamer an die Wand. Die SPD konnte ihre Führungsrolle halten. Martina Münch, die ihren Wahlkreis an den CDU-Herausforderer Schierack verloren hat, schimpft: „Ich bin empört über diese schwache Wahlbeteiligung!“ In ihrem Wahlkreis 43 sind es knapp 50 Prozent, deutlich mehr als die Hälfte davon Briefwähler. Für die OB-Wahl fällt die Zahl noch schlechter aus: 48,8 Prozent. Jemand sagt: „Da haben sich ja wenigstens einige auf den Weg gemacht…“
Als erste Bezirke gezählt sind, verstummen die Gespräche. 19:13 Uhr ergeben neun von 127 Wahlbezirken 39,9 Prozent für Szymanski, 49,1 Prozent für Kelch, 11,6 für Krause. Das Zittern macht die Runde: Wenigstens die Stichwahl – bitte!
Ganz anders die Szene ein paar Schritte weiter auf den Schlosskirchplatz. Gezapft wird kaum, jeder muss sein Bier selbst kaufen und braucht die Hand sowieso, um per Handy jeden neuen Zählstand zu erfassen.
Jubel: 50 Komma…! Selbst hier hatte niemand diesen Sprint erwartet – ohne Stichwahl kommt es zum OB-Wechsel. Marianne Spring (AfD) und André Kaun (Linke) gratulieren schon, als noch gezählt wird. Auch Frank Szymanski ist da, erschöpft, tief enttäuscht. Er umarmt den Herausforderer. Was soll er sagen? Acht Jahre hat er geschuftet, nun das…
Stadtverordneter Karl-Heinz Fürstenhöfer (SPD) gratuliert, nach ihm Joachim Käks und Marion Hadzick (beide CDU), schwer beladen von dieser Niederlage Werner Schaaf, der SPD-Vorsitzende, dann Christina Giesecke (CDU), Gerhard Wenzel aus dem SPD-Büro, Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Drogla (SPD), sichtlich gerührt Gottfried Schierack (CDU), der Vater des Ministerpräsidenten-Herauasforderers.
Es sind inzwischen auffallend viel Unternehmer da. Jemand spendiert ein Fass Bier. Der Abend ist noch jung.
Drüben auf dem Altmarkt schweigt ein Resthäuflein vor sich hin. Wer noch ein Radler will, muss jetzt selbst zahlen.
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