Frag’ doch Dora Liersch

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Über Blumen und Geschenke freute sich Dora Liersch an ihrem 80. Geburtstag. Jugend-, Kultur- und Sozialdezernentin Maren Dieckmann überbrachte die Grüße der Stadt Cottbus Foto: Hnr.

Die vitale Jubilarin ist wandelndes Stadtlexikon

Cottbus (h). Sie findet fast immer spontan Antworten zu Fragen der Stadtgeschichte und weiß im Zweifelsfalle, wo sich erfolgversprechend nachschlagen ließe. Tausend oder mehr Quellen dürften sich allein unter ihrem oder dem Namen ihres Mannes Heinrich Liersch (1928-2008) finden. Beide haben sich im Fotoladen Leuschner (Dora hatte bei Lucia Fotografin gelernt) kennengelernt, haben vier Töchter und waren (gefühlt) immer anwesend, wo in Cottbus etwas über den Tag hinaus Bedeutendes geschah. Heinrich Liersch zeichnete die Ereignisse, als die Besatzer noch keine Fotoapparate erlaubten, später fotografierte er mit Rollfilmbox. Sie trat in seine Fußstapfen, übernahm die fast pedantischer Gründlichkeit und fügte ihre begnadet herzliche Schreibe hinzu. „Ich hatte eine wunderbare Deutschlehrerin, ihr bin ich ewig dankbar“, sagt sie. Dankbar sind ihr viele Cottbuser, die im Woher und Wohin dieser Stadt aus Dora Liersch Aufsätzen Aufschluss finden. Heinrich und Dora Liersch wurden für ihr Engagement 2001 mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet, und in seinen Grußworten an die Jubilarin bekräftigt Oberbürgermeister Holger Kelch, dass sie „mit enzyklopädischen Wissensschatz“ die Tradition des Ehrenbürgers Walter Drangosch fortsetze, der in den 70er und 80er Jahren für viele Cottbuser die Tür zur damals kaum geschätzten Heimatgeschichte aufstieß.
Seit 2000 ist Dora Liersch Vorsitzende des Historischen Heimatvereins Cottbus. Früher war sie mit ihrem Mann eine Hauptautorin der „Historischen Bilderbogen“, die in der Tageszeitung „Der Morgen“ über Jahre erschienen und unerschrocken aufmerksam machten auf den Verfall historisch wertvoller Bausubstanz. Dieses Anliegen bewegte sich auch nach der Wende, und so wurde sie 2014 mit dem Denkmalpreis der Stadt geehrt. Die Gratulanten, die am Mittwoch zu ihr ins Museum kamen, wünschten vor allem eines: noch viele Zeilen aus der Feder von Dora Liersch.