Genüssliche Kunstreise durch die Lausitz(en)

Gut Bekanntes und manche Überraschung in der Kunsthalle im alten Bahnhof.
Nebenan in der Alten Segeltuchfabrik jetzt Werkschau zu Günther Rechn.

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Zwei Kenner der regionalen Bilderwelten begegnen sich in der Kunsthalle Lausitz (Großenhainer Bahnhof in Cottbus): Historiker Siegfried Kohlschmidt (l.), der die aktuelle Ausstellung „Kunstreise durch die Lausitz“ kuratiert hat, und André Matthes aus Lübben, professioneller Sammler der Kunst des Spreewaldes. Fotos: J. Heinrich

Cottbus (h.) Während in der Alten Segeltuchfabrik mit einer fulminanten Werkschau aus hunderten Bildern ab diesem Wochenende der Maler Günther Rechn anlässlich seines 80. Geburtstages gewürdigt wird, füllt Bildende Kunst aus dem Blickwinkel des Sammlers und Historikers die prächtigen Räume des Großenhainer Bahnhofs nebenan, der sich als „Kunsthalle Lausitz“ ins Bewusstsein der Kunstinteressierten arbeitet. Historiker Siegfried Kohlschmidt hat aus der einzigen privaten Sammlung dieser Art Malerei und Grafik ausgewählt, die ein Stimmungsbild der Natur- und Stadtlandschaften der Region hergibt und auch einige Persönlichkeiten hervorhebt, die es in Bilderrahmen oder Sammelmappen geschafft haben. Manche davon ganz originell, wie die Selbstporträts von Malern oder gar ein expressionistisches Pückler-Porträt eines in Hollywood lebenden Österreichers namens Al Bernstein, der sein grelles Ölbild „Furst Puckler“ nennt.

Die Mehrzahl der Werke gibt Zeugnis vom Interesse teils namhafter Maler für die einzigartige Landschaft des Spreewaldes, seiner Dörfer und auch der Städte und beginnender Industriealisierung.Heiko Strahler-Pohl hat mit sicherem Gefühl für das Potenzial der Räumlichkeiten die Lausitz-Bilder so versammelt, dass jeweils ein starkes, großformatiges Gemälde den Betrachter anzieht, um ihn dann im nahen Umfeld mitunter Überraschendes entdecken zu lassen. So erreichen Bilder von Fritz Lattke (1895-1980), Franz Lippisch (1859-1941), Alfred Janigk (1889-1968), Paul Crodel (1862-1928) oder auch Elisabeth Wolf (1873-1964) besondere Strahlkraft. Typische Direktoren-Auftragswerke wie Georg Hoffmanns (1860-1936) „Braunkohlenwerk in Welzow (Öl auf Leinwand) fordern, handwerklich solide, Achtung ein, Toni Wolters (1875-1929) „Im Tagebau ‘Agnes’ in Plessa“ zeigen die Faszination, die riesig werdende Fördertechnik auch auf Künstler (wie auf alle Menschen) ausübte. Auch spätere Maler wie Frank Merker, Günter Friedrich oder Günther Rechn sind in der Sammlung und dieser „Kunstreise durch die Lausitz“ vertreten.

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Tiere und Blumen hat Günther Rechn in unverwechselbarer Weise in großer Zahl gemalt. Eine Werkschau gibt es jetzt zum 80. Geburtstag des Künstlers in der Segeltuchfabrik.

Es lohnt sich, hier einmal der Heimat aus der Perspektive der Kunst zu begegnen. Geöffnet und innen sauber (trotz schmuddlingen Umfelds) ist die Kunsthalle donnerstags und freitags 10 bis 18 und samstags 10 bis 16 Uhr.

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