Guben (ha). Die emotionale Ankündigung des Anatomen Gunther von Hagens vor seiner Belegschaft vergangene Woche hat überwiegend für tiefe Betroffenheit in der Stadt gesorgt. „Die Wirtschaftskrise haben wir plus-minus Null überstanden. Doch der Abbau von 130 Stellen zum Ende dieses Monats im Plastinarium wiegt deutlich schwerer“, kommentierte Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner am Montag die Hiobsbotschaft. „Dr. von Hagens und seine Frau haben mir persönlich sein Schicksal geschildert und die schwere Entscheidung erklärt. Es war für mich ein Schock, weil ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts von seiner Krankheit erahnte.“ Dramatisch sei besonders, dass das Wohl und Wehe dieses großen Unternehmens an einem einzigen Menschen – an Gunther von Hagens – hänge, so Hübner „Und es macht mich deshalb so betroffen, weil wir völlig hilflos sind.“ Das bezieht er auch auf die beschränkten Hilfsmöglichkeiten für die gekündigten Mitarbeiter. „Die Mitarbeiter haben eine so spezielle Ausbildung, die kaum in einem anderen Bereich zu gebrauchen ist. Traurig ist, dass es nun wieder solche Menschen betrifft, die von Hagens aus langer Arbeitslosigkeit geholt hat. Fast jeder Gubener hat einen Bekannten, der im Plastinarium arbeitet“, so der Bürgermeister. Trotzdem bietet er den Betroffenen alle mögliche Hilfe an.
Auch wenn von Hagens die geplante Großproduktion von Plastinaten, insbesondere von Scheibenplastinaten, aufgrund seiner bereits fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung aufgeben muss, bleibt der Standort in Guben erhalten. Der Anatom will nun in den nächsten Jahren sein Lebenswerk in eine Stiftung überführen. An einer Nachfolgeregelung arbeite er bereits, seit die Ärzte ihm vor zwei Jahren die Diagnose mitteilten. Guben soll als Bildungs- und Kompetenzzentrum weiter entwickelt und ausgebaut werden. „Wenn das gelingt, kommen in den nächsten Jahren sicher zu den jetzt verbleibenden 50 Stellen weitere hinzu“, ist Klaus-Dieter Hübner optimistisch. „Wichtig ist für mich, dass unsere Schulklassen die Möglichkeit erhalten, diese hervorragende Bildungsstätte zu nutzen. Jetzt rächt sich das Besuchsverbot des Ministeriums.“ Der Bürgermeister kündigte an, in Kürze noch einmal Kontakt zum Minister Holger Rupprecht aufzunehmen. „Vielleicht ändert er seine Meinung, wenn er die Ausstellung persönlich besucht hat.“