Die Metall-Form-Technik GmbH (MFT) aus Kolkwitz baut derzeit an einem Metallrumpf für eine Segelyacht. Wenn alles klappt, entsteht aus dem Projekt für den Handwerksbetrieb ein neues Geschäftsfeld.
Region (MB). Eine mit Elektromotoren angetriebene Yacht für alle Ozeane und jedes Wetter – von den Treibeisfeldern der Polarregionen bis zu den Sandbänken der Bahamas. Schnell, zuverlässig, sehr funktional und vor allem sicher. Gebaut, um mit einer kleinen Crew oder auch Einhand die Welt zu entdecken, voller Vertrauen in die maximale Sicherheit, die einem eine Aluminiumyacht bieten kann. Viator Explorer 42 DS ist der Name des 42 Fuß langen maritimen SUV. Sie wird ganz individuell auf die Ansprüche hin geplant und gebaut. Ein Exemplar gibt es weltweit, ein weiteres wird demnächst in den Niederlanden gebaut. Es gibt jedoch seit geraumer Zeit Bestrebungen, die Produktion in die Lausitz zu holen. Hier kommt MFT ins Spiel.
Bis April soll der Musterrumpf aus Aluminium gebaut werden. Das ist das Ziel von MFT-Geschäftsführer Lars Wertenauer. Der eigene Anspruch ist, eine Top-Qualität zu liefern, die den Auftraggeber gleich im ersten Anlauf überzeugt. „Wir haben dafür unsere qualifizierten Fachkräfte und modernen Maschinen.“ Dabei wird zuerst ein Metallgerüst gebaut (Bild rechts). Daran werden dann die einzelnen Aluminiumteile montiert. Die seewasserfeste Aluminium-Legierung (AlMg4,5Mn) weist verschiedene Stärken von 4 bis 12 Millimeter aus. Alle Oberflächen über der Wasserlinie werden fein geschliffen, die Klampen werden eloxiert. Unter der Wasserlinie wird ein Epoxid-Primer und Hart-Antifouling aufgetragen.
Bei anderen Verfahren braucht es normalerweise zwei bis drei Anläufe, bis so ein Prototyp sitzt. Lars Wertenauer will es im ersten Anlauf schaffen. Seine Überzeugung zeigt sich auch in den finanziellen Mitteln, die er ins Projekt steckt. Rund 150.000 Euro investiert der Unternehmer. Etwas über 190.000 Euro steuert der Staat über das Projekt „Regionales Investitionskonzept (RIK) Lausitz“, das vom Bundesmodellvorhaben “Unternehmen Revier” finanziert wird, bei.
Es ist eines der wenigen Programme im Rahmen des Strukturwandels, das Unternehmen zugute kommt. Schließlich sollen sich die Betriebe mit dem Wegfall der Braunkohleverstromung neue Geschäftsfelder erschließen, damit die Region wirtschaftlich stabil bleibt. Die konkrete Unterstützung von Unternehmen ist aus Sicht der Handwerkskammer Cottbus bislang mangelhaft. Hier muss deutlich mehr passieren, wenn man Erfolge erzielen will. 2038 als Enddatum für den Kohleausstieg kommt schneller, als man denkt.
Seit Monaten arbeiten die Mitarbeiter der MFT Kolkwitz GmbH an der Kapazitätsgrenze. Die Auftragslage ist sehr gut. 70 Beschäftigte sind es derzeit. Vor ein paar Jahren waren es noch 40. Das Unternehmen ist auf Wachstumskurs. „Ein Teil unserer Aufträge besteht aus Lieferungen und Leistungen für Projekte, die direkt oder indirekt mit der Kohle- und Energieindustrie in Verbindung stehen”, sagt Lars Wertenauer. Neue Geschäftsfelder sollen dabei helfen, den zu erwartenden Rückgang aus den Bereichen abzufedern.
Der Bau des Musterrumpfes für die Segelyacht ist nur der Anfang. Der nächste Schritt wäre der vollständige Yachtbau mit Gründung einer eigenen Werft und mit der Ansiedlung eines Ausbau- und Testzentrums am Seedlitzer See. Dort würden dann die Yachten nicht nur mit sämtlichen Einbauten endmontiert sondern könnten Interessenten auch in ihrem natürlichen Element präsentiert werden. Bis zu sechs Aluminiumrümpfe könnte MFT schätzungsweise nach derzeitigem Stand pro Jahr bauen.
Geschäftsfeld-Entwickler Jens Pittasch ist seit drei Jahren an dem Projekt dran. „Für das Lausitzer Seenland wäre das ein Aushängeschild mit hoher Reichweite und Anziehungskraft”, sagt er. Was fehlt, ist ein Schlüsselinvestor, der das Ganze sichert und zu marktgerechter Größe bringt.
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