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Kammerpräsident Peter Dreißig: 4 Milliarden Umsatz und 1 700 Lehrlinge in Ausbildung – darauf können unsere 9 800 Unternehmen stolz sein
Cottbus (MB). Traditionell richtete die südbrandenburgische Handwerkskammer den ersten der großen Neujahrsempfänge der Region aus, und die Handwerksfamilie freute sich über viele Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Die Bundestagsabgeordneten Sylvia Lehmann, Dr. Klaus-Peter Schulze, Ulrich Freese und Prof. Dr. Martin Neumann waren der Einladung gefolgt, ebenso Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach (s. Seite 1), sowie die Landräte von Spree-Neiße, Harald Altekrüger, Dahme-Spreewald, Stefan Loge und Oberspreewald-Lausitz, Siegurd Heinze. Die Rechnung sei einfach, sagte Kammerpräsident Peter Dreißig in seiner Ansprache: „Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch der Region gut.“ Die knapp 9 800 kammerangehörigen Unternehmen mit rund 50 000 Mitarbeitern und 1 700 Lehrlingen erwirtschafteten 2019 über vier Milliarden Euro Umsatz. „Dem Handwerk geht es gut, geschwächelt haben andere. Die negativen Meldungen aus der südbrandenburgischen Wirtschaft haben eine gefährliche Dynamik bekommen“, zählt der Präsident auf: Der Windanlagenbauer Vestas will 500 Stellen streichen, Takraf ebenso, die Spreeback in Krieschow schließt im März; 165 Frauen und Männer sind betroffen. Die Ortrander Eisenhütte meldete Insolvenz an und die LEAG musste einen weiteren Kraftwerksblock in Reserve schicken. Das alles werde am Handwerk nicht spurlos vorbeigehen. „Das aktuelle Geschäft ist noch nicht betroffen; die Verbraucher bleiben in Konsumlaune“, schätzt Dreißig ein und konstatierte: Am meisten profitieren die Meisterbetriebe von der guten Konjunktur. „Der Meisterbrief ist das höchste Qualitätssiegel im Handwerk.“ Es sei im letzten Jahr gelungen, die Meisterpflicht in zwölf Gewerken wieder einzuführen. Dreißig: „Ich wünschte mir noch mehr! Ohne engagierte Meister können wir den Fachkräftebedarf nicht stemmen. 95 Prozent aller Azubis werden in Meister- betrieben ausgebildet. An dieser Stelle lobte der Redner die Landespolitik für die Unterstützung durch den Meisterbonus – 1 500 Euro bekommt jeder erfolgreiche Absolvent. „Wir hoffen auf eine Aufstockung in den folgenden Jahren.“
Die Bundespolitik streifte Peter Dreißig kritisch. Sie habe viele Projekte auf den Weg gebracht, gefühlt fast immer für sozial Schwächere und Rentner. Er zitierte Abraham Lincoln: „Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, wenn ihr die Starken schwächt“. Und Dreißig weiter: „Ich frage mich, was eigentlich mit all den Menschen ist, die jeden Tag aufstehen, zur Arbeit gehen und das Land am Laufen halten – mit ihrer Arbeit und mit ihren Abgaben, die sie brav zahlen. Wann“, so wandte er sich an alle Zuhörer, „wann haben Sie das letzte Mal eine Streicheleinheit oder Wertschätzung von der Bundesregierung erhalten?“ Das könne eine Steuerreform sein. Doch das Gegenteil finde statt. Hohe Stromkosten, CO2-Steuer, weitere Baunormen und die Unterstellung, Unternehmer wollten sich am Staat vorbei bereichern. Ein gutes Jahr 2020 sieht das Handwerk, wenn die Überregulierung endlich aufhört.
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