„Im Sommer 2024 wollen wir erstmals baden gehen“

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An den ganz wenigen eisigen Wintertagen konnte man derartige Landschaftspanoramen inklusive Morgennebels genießen. Hier entdeckt ein Heißluftballon den verschneiten Tagebau Welzow-Süd mit seiner Förderbrücke F 60 von oben. Die Kumpel sorgten trotz der eisigen Temperaturen jederzeit für reichlichen Kohle-nachschub für die Lausitzer Kraftwerke Foto: T. Richter-Zippack

Tagebau Cottbus-Nord wandelt sich in den nächsten Jahren zum Ostsee

Cottbus (trz) Die letzte Kohle ist gefördert, die letzte Grubenbahn abgefahren. Der Tagebau Cottbus-Nord ist seit Ende 2015 vollständig ausgekohlt. Jetzt sind die Bergbauplaner erneut am Werk. Und zwar mit einer anspruchsvollen Aufgabe: Aus der Grube soll nichts Geringeres als Deutschlands größtes künstliches Gewässer entstehen – der Cottbuser Ostsee.

Ein Achtel Cottbus

Die Rollenverteilung zwischen Wasser und Land war schon frühzeitig klar, erklärt Tagebaureferentin Birgit Schroeckh. Schon seit Jahren plant der Bergbaukonzern Vattenfall gemeinsam mit der Bergbausaniererin LMBV die Zukunft dieser 27 Quadratkilometer großen Fläche. Kernstück bildet der künftige Cottbuser Ostsee, der 19 Quadratkilometer umfassen wird. Zum Vergleich: Dieses Areal entspricht einem Achtel der Stadt Cottbus.
Wichtigster Parameter beim Bau des Ostsees bildet die Sicherheit. Aus diesem Grund sichert Vattenfall seit zwei Jahren die Innenkippen. Mittels gewaltiger Rütteldruckverdichter wächst ein unsichtbarer Damm heran, der verhindert, dass Erdmassen ins Rutschen geraten. Darüber hinaus ist die Herstellung flacher Ufer notwendig. Insgesamt umfasst der Ostsee 25 Kilometer Uferlänge. Die Sanierung ist notwendig, damit die Wellen gemächlich ausrollen können. Die von den Baggern hinterlassenen Konturen wären dafür zu steil. Ein Tipp: Schon im nächsten Jahr können Besucher die endgültigen Uferkonturen deutlich erkennen, am besten vom Merzdorfer Aussichtsturm.

 

 

 

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Blick vom Südkap bei Schlichow auf den künftigen Ostsee. Hier und dort ist schon Wasser vorhanden Foto: Vattenfall

Am Ostufer machen sich derzeit die Bergbausanierer von der LMBV zu schaffen. Seit Sommer 2015 erfolgt die Verdichtung mittels Rütteldruck, lässt Unternehmenssprecher Dr. Uwe Steinhuber wissen. Für dieses Jahr sind weitere Rütteldruckarbeiten notwendig, ebenso der dazugehörige Erdbau. Darüber hinaus müssen die Vattenfall-Fachleute auch die nicht mehr benötigte Tagebautechnik entfernen. So werden die Gleise der Grubenbahn abgebaut. Und die einstige Ausfahrt wird mit Erdmassen verfüllt. Die Förderbrücke F 34 erfährt ihre Verschrottung.
Zudem erfolgt ab diesem Frühjahr eine Vertiefung der künftigen Seebodenfläche. So wird, sagt Birgit Schroeckh, eine Mindestwassertiefe von zwei Metern gewährleistet. Beste Bedingungen also für Wassersportler. Übrigens dürfte sich der Ostsee sehr schnell einen guten Namen als Familienbadesee erwerben. Denn erst nach rund 30 Metern vom Strand aus gesehen fällt der Seeboden in die Tiefe. Voraussichtlich im Spätherbst 2018 präsentiert sich der Ostsee flutungsbereit. Das Einlaufbauwerk entsteht südlich von Lakoma. Über die Spree und den Hammergraben wird das neue Gewässer geflutet. „Dabei werden selbstverständlich alle weiteren Wassernutzer berücksichtigt. Wir dürfen erst als Letzte Wasser entnehmen“, stellt Expertin Schroeckh klar.

Keine feuchten Keller

Die Zufuhr des wertvollen Nasses dürfte sich ohnehin auf die Herbst- und Winterzeit beschränken. Rund 150 Millionen Kubikmeter müssen in den Cottbuser Ostsee, davon 80 Prozent aus der Spree. Das übrige Fünftel steuert das aufsteigende Grundwasser bei. Die wohl spannendste Frage beantwortet Birgit Schroeckh auch: „Im Sommer 2024 wollen wir im Ostsee erstmals baden gehen.“ Also noch acht Jahre fluten, bis der Wandel vom Tagebau zum Ostsee mit einem kühnen Sprung ins kühle Wasser begrüßt werden kann.