Personen wurden vor Parteien gewählt

Ob Bürgermeister oder Landrat – was vor allem zählte, war der Kandidat.

Region (mk). Welche Partei wählst du? Diese Frage spielte bei Wahlen immer eine große Rolle. Nicht so bei den Bürgermeister- und Landratswahlen der vergangenen Woche. Bestes Beispiel ist hier der wiedergewählte Landrat des Oberspreewald-Lausitz-Kreises Siegurd Heinze.
Personen zählen
Der parteilose Kandidat muss nicht in die Stichwahl. Er konnte 56,3 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen. Mit der CDU, der SPD und der FDP entschieden sich hier gleich drei Parteien keinen eigenen Kandidaten, also einen mit Parteibuch, ins Rennen zu schicken. Sie riefen die Wähler dazu auf, dem parteilosen Landrat ihre Stimmen zu geben. Auch in der Spree-Neiße-Kreisstadt Forst gab es bei der Bürgermeister eine Überraschung. Bei der Bürgermeister-Wahl gehen weder die CDU noch die Linke in die Stichwahl sondern mit dem Gärtnermeister Thomas Engwicht und der Leiterin des Direktionsstabes der Polizeidirektion Süd in Cottbus, Simone Taubenek gleich zwei parteilose Kandidaten. „Warum soll der Gärtner zum Bürgermeister gemacht werden?“ fragte hier Thomas Engwicht auf den Wahlplakaten und erntete in der Rosenstadt die meisten Stimmen. Als parteiloser Kandidat sich den Wahlen zu stellen, ist aber nicht in jedem Ort ein Trend. Während in Forst gleich drei parteilose Kandidaten ins Rathaus wollten, war es in Guben kein einziger. Auch bei der Landratswahl in Spree-Neiße stellten sich nur Kandidaten mit Parteienzugehörigkeit auf. Aber auch hier kamen die im Land regierenden Parteien SPD und Die Linke nur auf 14,66 und 16,49 Prozent der Wählerstimmen.
Von der Tendenz, Personen statt Parteien zu wählen, kann sich die Alternative für Deutschland (AfD) abkoppeln. Hier steht mehr die Partei als der Kandidat im Vordergrund. So konnte im OSL-Kreis bei den Landratswahlen Sven Schröder 23,8 Prozent der Stimmen gewinnen. Vor den Wahlen war dieser Kandidat, der aus Borkheide im Landkreis Potsdam stammt und sein Mandat für den Landtag in Potdam – Mittelmark (über Liste) holte, fast unbekannt in der Region. So nutzten wohl viele Wähler auch ihre Stimme, um ihren Unmut über die etablierten Parteien auszudrücken.
Zu den Ergebnissen im Detail:
Im Landkreis OSL ist und bleibt Siegurd Heinze (parteilos) neuer Landrat. Er erhielt 56,3 Prozent der Stimmen. Es folgen Sven Schröder (AfD) mit 23,8 Prozent und Matthias Mnich mit 19,9 Prozent.
Im Spree-Neiße-Kreis kommt es am 6. Mai zur Stichwahl zwischen dem Amtsinhaber Harald Altekrüger (CDU) mit 39,97 Prozent der Stimmen und Steffen Kubitzki (AfD) mit 28,99 Prozent der Stimmen. Geschlagen sind Hermann Kostrewa (SPD, 14,66Prozent) sowie Matthias Loehr (Die Linke, 16,49 Prozent).
In Guben kommt es ebenfalls am 6. Mai zur Stichwahl zwischen zwei Bürgermeisterkandidaten. Der amtierende Rathauschef, Fred Mahro (CDU,48,7 Prozent), tritt hier gegen Daniel Münschke (AfD, 34,8 Prozent) an. Peter Stephan (Die Linke) erhielt 10,5 und Harald Knoll (FDP) 5,9 Prozent der Stimmen.
Am spannendsten war die Bürgermeisterwahl in Forst. Bis zur Auszählung der letzten Stimme kämpften hier gleich vier Kandidaten Kopf an Kopf. In die Stichwahl gehen hier Thomas Engwicht (parteilos, 26,9 Prozent) und Simone Taubenek (parteilos, 25,5 Prozent). Knapp verfehlt haben hingegen die Stichwahl am 6. Mai der CDU-Kandidat Helge Bayer (22,5 Prozent) und der Linkenkandidat Ingo Paeschke (21,8 Prozent). Der parteilose Kandidat Aimo Bartel erhielt 3,3 Prozent der Stimmen. In der OSL-Gemeinde Schipkau wurde wie folgt gewählt: Prietzel (CDU) 58,5 Prozent, Jünigk (Die Linke), 11 Prozent, Irrgang (SPD) 6,4 Pozent, Hubatsch (AfD) 13,9 Pozent, Fiebig (Einzelkandidat Fiebig) 4,5 Prozent, Müller (Einzelkandidatin Müller)5,9 Prozent. Damit wurde Klaus Prietzel im Amt als Bürgermeister der Gemeinde Schipkau bestätigt.