Branitz sucht nach dem angemessenen Ort für Blechen / Sammlung ab September wieder im Schloss und im Oktober in dkw Kunstsammlung
Cottbus (hnr.). Carl Blechen, zurzeit in Cottbus nicht öffentlich zu sehen, wird keineswegs im Schlosskeller verschwinden und auch nicht ins dkw auswandern. Das kann der Branitzer Stiftungsdirektor Gert Streidt versichern. Den kritischen Kern der Kolumne des Märkischen Boten von Anfang August nimmt er ernst: „Wir ringen lange schon um eine angemessene Präsentation der
wertvollen Carl-Blechen-Sammlung. Die Räume im Schloss sind ungeeignet. Das ist uns klar“ sagt er.
Seit 1955 gibt es die ständige Blechen-Ausstellung in Branitz. Schon unmittelbar nach dem Krieg plädierte Paul Ortwin Rave, Nestor der Blechenforschung und Direktor der Berliner Nationalgalerie, für eine Verbindung der „Landschaftskünstler“ Pückler und Blechen. Darauf kommt jetzt Dr. Iris Berndt zurück, die Ende 2013 ein “Integratives Konzept für eine neue Dauerausstellung“ vorlegte. Ihre gründliche Analyse, die auch Besucherverhalten testete, ergab, dass die Bilder im Schloss nicht wirken und nicht pfleglich versorgt sind (Licht, Klima, Raumgrößen). Denkmalpflegerische Grenzen lassen es nicht zu, Pücklers Zimmer als Galerie zu nutzen. Außerdem, so Iris Berndt, sei die Pückler-Präsentation inzwischen so umfangreich, dass aufmerksame Besucher deutliche Ermüdung zeigen, ehe sie die Bilder im I. OG – wenn sie denn dort hingen – überhaupt finden.
Ins Auge gefasst worden ist daher die Gutsökonomie, und zwar ihr Erdgeschoss und Untergeschoss als geschlossene Präsentation „Meister der Landschaft“. Während im Erdgeschoss Pücklers Schaffensprozess hier in Branitz nach- vollzogen werden könnte, sollte im Untergeschoss eine Atmosphäre entstehen, „die alle Elemente einer Tiefgarage abstreift“ und multimedial und interaktiv in die Schönheit der Landschaft und schließlich zu Blechen führt.Das Konzept ist gut und teuer. Gert Streidt glaubt, dass ein entsprechender Ausbau des „Kuhstalls und Kellers“ möglich ist, aber Zeit braucht. Eine öffentliche Diskussion, vor allem betrieben von der Blechengesellschaft, habe begonnen. Jedoch müsse Cottbus auf Blechen nicht bis zur Umsetzung der angedeuteten Vision warten. Schon im September werden die Blechen-Bilder wieder im Schloss Branitz gezeigt. Im Dieselkraftwerk, mit dem es ein enges Miteinander gibt, auch weil Direktorin Ulrike Kremeier Mitglied der Blechengesellschaft geworden ist, wird es im Oktober eine Ausstellung mit Blechens Werken geben.
Was Cottbus und sein Blechen-Gefühl betrifft, kommt auch Dr. Iris Berndt zu dem Schluss, dass trotz einiger Namensgebungen wenig Beziehung zum Künstler Blechen zum Tragen kommt. Gert Streidt schlägt vor: „Vielleicht sollten wir uns zuerst bemühen, die Carl-Blechen-Gesellschaft zu ertüchtigen. Sie hat zu wenige Mitglieder.“
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