Lausitzer Unternehmer fordern viel mehr politisches Augenmaß
Region, Top-Themen, Wirtschaft | Von CGA Verlag | 15. Januar 2021Unternehmer organisieren sich in Notstands-Plattform / Matthias Schulze: „Es ist bereits fünf nach zwölf“ / Handel könnte Hygienemaßnahmen umsetzen.
Region (MB). Die wirtschaftliche Lage in den Lausitzer Unternehmen spitzt sich unter dem Druck von Corona-Maßnahmen zu. Corona-Hilfsgelder kommen nicht oder verspätet an, viele Unternehmen sind gar nicht erst „antragsberechtigt“. Regelungen zur Corona-Überbrückungshilfe werden im Nachhinein geändert und Landes- und Kommunal-Verordnungen, trotz langer Vorlaufzeiten, kurzfristig (im Land mehrfach Freitagabend) beschlossen und machen ein planvolles unternehmerisches Handeln unmöglich.
Die Unternehmer wollen das nicht länger akzeptieren und haben sich daher in einer Mittelstandplattform zusammengeschlossen, um auf die enormen Belastungen in den Unternehmen durch Corona und den aktuellen Total-Lockdown aufmerksam zu machen. Mit dabei sind die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer Cottbus.
„Die Lage in den Unternehmen ist ernst. Viele Unternehmen werden es nicht schaffen. Es ist bereits fünf nach zwölf“, betont der Cottbuser Autohaus-Chef Matthias Schulze und fordert einen aktiven, direkten Dialog zwischen Politik und Wirtschaft. Mehr Gehör fordert auch der Cottbuser Unternehmer Thomas Knott vom gleichnamigen Autohaus. Einheitlicher Konsens in den Unternehmen herrscht zu Akzeptanz und Umsetzung grundlegender Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Allerdings müssten die Corona-Maßnahmen auch mit Augenmaß und zielführend umgesetzt werden. Spielräume sollten unter Kontrolle genutzt werden und auch die Kitas müssen offen bleiben. Corona-Hilfen müssen unbürokratisch und unverzüglich die Unternehmen erreichen. Gesundheitsschutz und Wirtschaft dürften nicht länger gegeneinander ausgespielt werden, fordert auch IHK-Geschäftsführer Marcus Tolle.
Widersprüchliche Corona-Maßnahmen empfinden die Unternehmer als Schlag ins Gesicht. So drängen sich in Großstädten bis heute die Menschen in Öffentlichen Verkehrsmitteln, der lokale Handel, der Hygienemaßnahmen sehr gut umsetzen kann, bleibe jedoch lahm gelegt. Bezogen auf die Lausitzer Autohäuser betont Peter Lange, Obermeister der KfZ-Innung: „Die Autohäuser sind geräumig und können Gesundheitsschutz und Hygienemaßnahmen sehr gut umsetzen.“ Auch Reiseunternehmerin Ines Mattuschka und Unternehmer Gerd Lehmann (Lehmann Crew und Liefer-Bar) sehen dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik. Wenn die Politik den Unternehmern das Heft des Handelns aus der Hand reiße, müsse sie auch für unbürokratische finanzielle Hilfe und Planungssicherheit aufkommen, fordert der Cottbuser Mosquito-Inhaber Marco Doil. Es müsse jetzt Schaden von der Wirtschaft genommen werden, denn diese sei das Brett auf dem wir zukünftig stehen, so der Burger Tourismus-Unternehmer Dirk Meier.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer wurde zitiert: Ein verlängerter oder verschärfter Lockdown sei wie „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“. Der Nutzen sei unsicher, die Schäden hingegen gewiss.
In einer Video-Schalte am Mittwoch sicherte der Cottbuser Oberbürgermeister den Unternehmern seine Unterstützung gegenüber der Landesregierung zu.
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