Strommix mit Braunkohle erwies sich flexibel / Netz war Schwachstelle
Lange kündigten die Meteorologen den Sturm Xaver für den 5. und 6. Dezember an. Für die Fachleute, die für eine sichere Versorgung mit Strom verantwortlich sind, begann eine hektische, arbeitsintensive Zeit. Die Zahlen nach dem Sturm waren erstaunlich: Mit gut 26 Gigawatt wurde so viel Strom aus deutschen Windkraftanlagen in die Netze eingespeist wie nie zuvor. Allein der Netzbetreiber „50Hertz“ registrierte eine Rekordeinspeisung von 10,8 Gigawatt. Zum Vergleich: die Lausitzer Braunkohlekraftwerke speisen zusammen rund 7,1 Gigawatt ein. Und das taten sie auch, bevor der Sturm kam, bescheinigt Olaf Adermann, Leiter Asset Management (Anlagensteuerung) bei Vattenfall. Am 5.12. war die verfügbare Kapazität in Boxberg und Schwarze Pumpe wegen planmäßiger Wartungsarbeiten etwas niedriger – Routine für Kraftwerker und Netzbetreiber.
Dann begann der Sturm Xaver, die Windkraftanlagen auf Höchstleistungen zu treiben. „Schrittweise wurde ab Mittag des 5.12. die Leistung der Kohlekraftwerke von 8,2 auf 4 Gigawatt gedrosselt, also um mehr als die Hälfte.“ Die Drosslung erfolge in dem Maße, im welchem der nachgefragte Braunkohlestrom nicht über die Verbundleitungen transportiert werden konnte. „Die Kohlekraftwerke hätten auch noch weiter gedrosselt werden können“, so Olaf Adermann. Das heißt aber auch, dass keine einzige Windkraftanlage von Hand gedrosselt oder gar beigeschaltet werden musste. Lediglich die relativ kleinen Windparks Bard Offshore in der Nordsee (400 MW) und Baltic 1 in der Ostsee (48 MW) wurden wegen zu starker Böen sicherheitshalber aus dem Wind gedreht.
Konstante Frequenz
Ein entscheidender Parameter in der Stromnutzung ist die Frequenz, die sehr enge Toleranzen nicht unter- bzw. überschreiten darf. „Um die Frequenz gleichmäßig zu halten, muss eine Strommenge von rund 4,5 Gigawatt in kurzen Zeiten zur Verfügung stehen. Wir reden hier von Sekunden bis zu einer Stunde. Auch hier sind wir in dieser Extremsituation mit unserem Anteil von einem Gigawatt nicht an Grenzen geraten“, erklärt der Stromfachmann. Alle Anforderungen der Netzbetreiber konnten erfüllt werden, fügt er hinzu.
Stromnetze fehlen
Durch die hohen Windstromeinspeisungen waren die Stromnetze ausgelastet, so dass kaum noch Transportwege für Strom nach Süddeutschland, insbesondere nach Baden-Württemberg, zur Verfügung standen. Leistungsfähige Stromautobahnen fehlen. Und so mussten Kraftwerke in den südlichen Regionen erheblich hochgefahren werden, um den Bedarf zu de-cken, Kraftwerke im Norden mussten ihre Einspeisungen drosseln. Die Kosten für diesen Ausgleich, Re-Dispatch genannt, sind erheblich und werden letztendlich im nächsten Jahr auf die Stromverbraucher umgelegt. Nicht gleichmäßig deutschlandweit, sondern vor allem hier in Ostdeutschland. Hoch sind die Kosten deshalb, weil einerseits die Stromproduzenten, die ihre Einspeisung drosseln mussten, entschädigt werden wollen, und das kurzfristige Hochfahren der Kraftwerke im Süden bezahlt werden muss.
Umgangen werden können diese Kosten nur mit einem Ausbau der Netze. Deutschland braucht Stromautobahnen, um auch bei großen Einspeisemengen noch „Platz“ in den Leitungen zu haben, die Großverbraucherzentren zu versorgen. Und die liegen nun mal vorrangig im Süden der Republik. Die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen sind hoch, so dass sich der Netzausbau binnen weniger Jahre amortisiert.
Abstimmung klappt
„Die extreme Situation hat die Abstimmungen zwischen Stromproduzenten, Übertragungs- und Verteil-Netzbetreibern auf die Probe gestellt. Denn nur auf kürzesten Wegen können solche Situationen gemeistert werden“, sagt Olaf Adermann. „Die Abstimmungen haben sehr gut geklappt.“
Und noch etwas hat der Sturm gezeigt. „Wir sind schon recht flexibel. Und wir sind dabei, die Flexibilität weiter zu erhöhen, zum Beispiel durch den Einsatz von Trockenbraunkohle“, verweist der Manager.
Fundament für ein flexibleres Kraftwerk ist gelegt
Mehr Flexibilität durch Trockenbraunkohle ab Herbst 2014 / Fundament für Silo ist fertig
Neujahrspokal mit Hakenleitern
Die Werkfeuerwehr von Vattenfall erwartet am 4. Januar rund 50 Feuerwehrsportler aus ganz Ostdeutschland. Ab 11 Uhr treten sie zum traditionellen Wettkampf um den Neujahrspokal im Hakenleitersteigen an. Die Veranstaltung des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg findet erstmals in der neuen Feuerwache am Kraftwerk Jänschwalde statt, die modernste Wettkampfbedingungen bietet.
Der Sportwettkampf ist auch ein sehenswertes Ereignis, wie die Weltmeisterschaften in Cottbus vor zwei Jahren eindrucksvoll gezeigt hatten. Beginn ist um 11 Uhr.
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