Region bangt um Bahn-Haltestellen

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Neben Kolkwitz, Kunersdorf und Brand ist auch der Radduscher Halt in Gefahr. Wie hier zu sehen, wird der Bahnhof auch gern von Touristen angenommen, um von hier aus in den Spreewald zu starten. Auch viele Schulklassen nutzen den Zughalt, um die Slawenburg zu besuchen Foto: Peter Becker

Verkehrsverbund hat vier Halte auf Streichliste:
Region (mk). Noch ist nichts beschlossen. Doch allein die Überlegungen des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, Halte zwischen Berlin und Cottbus zu streichen, sorgt für aufschäumende Unmuts-Wellen in der Region. Um die Pünktlichkeit zu erhöhen, stehen ab dem nächsten Fahrplan mit Kolkwitz, Brand, Kunersdorf und Raddusch vier Stopps auf der Streichliste. Der Kolkwitzer Bürgermeister Fritz Handrow versteht diese Minutenzählerei nicht. So hat die Gemeinde in Kolkwitz erst kürzlich ein Privatgrundstück gekauft und ein Haus darauf abgerissen. Die Projektierung für die Gestaltung des Bahnhofsumfelds ist abgeschlossen. Tausende Euro wurden bereits ausgegeben. „Was nun?“ fragt der Bürgermeister Wegen ein paar Minuten Zeiteinsparung Halte zu schließen, hält er für Unsinn. Wie dies zum ökologischen Ziel passt, mehr Menschen in die Bahn zu bekommen, weiß er nicht.
Der Radduscher Ortsbürgermeister Ulrich Lagemann verweist auf private Investitionen in Höhe von sechs Millionen Euro. Auch für das Gewerbegebiet an der Bahn gibt es eine Anfrage mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Millionen Euro. Hinzu kommt die touristische Ausrichtung des Ortes mit dem Slogan „Von der Bahn in den Kahn“ und die mit der Bahn anreisenden Besucher der Slawenburg. Der Tourismusverband Spreewald hält eine Schließung für fatal. Raddusch, so die Leiterin des Tourismusverbandes, Annette Ernst, ist auf einem guten Weg, staatlich anerkannter Erholungsort zu werden. Vor allem Berliner Gäste (44 Prozent der Hauptstädter haben kein Auto) reisen mit der Bahn an.
Der Lausitzer Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus-Peter Schulze hält Schließungen nicht allein wegen der Pendler und Touristen für unannehmbar. Auch viele Unternehmen von Freizeitparks, Hotels, Pensionen und potenzielle Investoren müssten mit negativen Folgen rechnen, kritisiert er. Er wirft dem Verkehrsverbund einen Angriff auf die Infrastruktur der Lausitz vor. Bezüglich der Begründung des Verkehrsverbundes, Zeit einsparen zu müssen, um den Fahrplan des Regionalexpress 2 an ICE-Verbindungen in Berlin anzupassen, wirft er dem Verbund vor, eine frühzeitige Anpassung verschlafen zu haben. Der Aussage, wonach der Wegfall der vier Lausitzer Haltestellen lediglich ein Übergangskonzept sei, traut der Bundestagsabgeordnete nicht. „Was einmal auf dem Abstellgleis landet, wird wohl auch in zwei Jahren auf der Strecke bleiben“, sagt er. Die Eisenbahnlinie Berlin-Cottbus gibt es seit 1866. Heute beträgt die Fahrzeit (Cotbus-Ostbahnhof) 74 Minuten.