Lausitz-Politiker Ulrich Freese schaut auf der Zielgeraden seines Wirkens in Ostdeutschland optimistisch in die Zukunft / Für Branitz hat er viel erreicht.
Region (hnr.) Zuhause ist Ulrich Freese (SPD) in Spremberg, aber wird er gefragt, sagt er „in der Lausitz“. Sie hat es ihm angetan, seit er vor 31 Jahren aus dem Ruhrgebiet in den Osten wechselte. Keinen Tag habe er das bereut. Und seine Frau Karin spricht noch heute vom Leuchten in seinen Augen als er sie fragte: „Wollen wir nach drüben, Aufbauhilfe leisten?“ Da gab es kein Zögern. „Es war eine Kopf-, Herz- und Bauchentscheidung“, sagt der jetzt 69-Jährige. Aber nicht Leipzig, wo er die ersten Monate im Einsatz war, sondern die Lausitz war sein Ziel, die Kohle- und Energie-Region, für die er als Gewerkschafter wirkte und, wie seine Gegner fauchten, „als bissigster Lobbyist in der fossilen Energieszene bestens vernetzt“ war und ist. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der IG Bergbau Chemie Energie, später ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, war Kreistags- und Landtags-
abgeordneter und schließlich seit Oktober ‘13 Abgeordneter im Bundestag. Für dieses höchste Gremium wird er nicht mehr kandidieren. „Wir haben das wegen Corona noch nicht offiziell behandeln können, aber alles spricht für unsere Kandidatin Maja Wallstein aus Cottbus“, sagt er zum Thema seiner Nachfolge.
Die Energiewende hat Freese immer mit Einsicht und Sorge begleitet: Konventionelle Kraftwerke haben noch ihren Platz im Energiemix, „und die LEAG gilt es stabil zu halten, damit sie den Bergbau beenden und die Sanierung den Landschaft leisten kann.“
Am Anfang dieses beladenen Jahres 2021 hofft der erfahrene Politiker Ulrich Freese, dass die Verwaltung bezüglich Corona auf allen Ebenen besser in Tritt kommt und die Impfaktion gut für alle Menschen organisiert. „Der Spree-Neiße-Kreis macht mir da jetzt Sorgen“, sagt er, ist sich aber sicher, dass die Folgen der Pandemie beherrschbar sind und der Strukturwandel in der Lausitz zügig gestaltet wird. „Der Bahnstandort muss jetzt, wie geplant, ausgebaut werden, die akademische Medizinerausbildung mit allen Krankenhäusern der Region auf den Weg gebracht und weitere Industrien entwickelt werden. Das sind in der Lausitz die Produktion von Batteriezellen und der Wasserstoffeinsatz in der Energieversorgung, aber auch die Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt, die e-Mobilität und andere Zweige.
Wichtig seien gute Signale für Investoren, die mit Sonderabschreibungen in der Lausitz etwas wagen. „Ich bin mir sicher“, sagt Ulrich Freese, „dass hier in der Lausitz der erste gelingende Strukturwandel stattfindet.“ Er hat als Mann des Bergbaus, der auch untertage arbeitete, noch immer eine Herzensbindung zum Ruhrgebiet: „Dort leiden heute die Kommunen; der Wandel ist nicht gelungen. Das wird hier besser.“
In vielen Feldern hat sich Freese für dieses Gelingen eingesetzt. Vor Weihnachten konnte er aus dem Haushaltsausschuss des Bundestages eine Millionenförderung für Branitz melden, einen kulturellen Leuchtturm der Lausitz. Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz bekommt 12,5 Millionen Euro für die Sanierung des Ensembles Schloss und Marstall sowie des Parkes. Schon kurz zuvor waren der Baumuniversität, die Fürst Pückler erfand und Gartendirektor Claudius Wecke neu belebt hat, fünf Millionen Euro zugesprochen. Auch für die Sanierung der Parkeisenbahn-Dampflok „Graf Arnim“, die für 320 000 Euro gerade vollendet wird, hat sich Freese vehement eingesetzt. Die Lok kommt im Frühjahr zurück ins Gleis und sorgt als nationales technisches Denkmal für Aufsehen. „Ich wünsche mir, dass die Menschen in der Lausitz künftig gut verdienen und die Attraktivität der Region zwischen Spreewald und Seenland sich in Deutschland und Europa viel schneller herumspricht.“
Ganz innig hofft der frühere Schalke-Fan wieder auf ein volles Stadion bei Energie-Spielen. „Die ganze Lausitz sollte dafür brennen, nicht nur Cottbus.“
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