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Ein spannendes Generationenstück, nicht nur für Kinder, hatte Donnerstag an der neuen Bühne Premiere
Senftenberg. Hinter dem leider etwas umständlichen Titel verbirgt sich eine außergewöhnliche, vom holländischen Autor Theo Fransz genial erzählte und hier meisterhaft in Szene gesetzte Geschichte. „Liebe Grüße… oder Wohin das Leben fällt“ hatte am Donnerstagvormittag für etwa zehnjährige Schüler (empfohlen ab 8 Jahre) in der neuenBühne Premiere.
Eine gute Stunde dauert das Stück und es berührt zutiefst; es gibt da Stellen, die Erwachsene zu Tränen rühren. Die Kinder finden es vor allem lustig, besonders in den Szenen übermütigen Beieinanders von Vater und Sohn, die sich durch einen Zauber auch gleichaltrig begegnen und wie die Cowboys wild um sich schießen.
Im Mittelpunkt aber steht auf wackligen Füßen Oma Mathilde, der eine großartige Marianne Helene Jordan liebenswürdige Unsicherheit, überzeugende Vergesslichkeit und doch Neigung zur Fürsorge gibt. Was sie dem Publikum sagen will, nennen Ärzte Demenz, und ihr Sohn, Roland Kurzweg als sehr toleranter und fast besessen liebender Vater und dessen aufgeweckter Junge Moritz – umwerfend, wie Tom Bartels sein Erwachsensein wegspielt und einen Zehnjährigen darstellt – räumen die Wohnung aus, weil Oma ins Heim soll. Viel erzählt das wortlos-heitere Kistenpacken über das Vater-Sohn-Verhältnis. Da hat Regisseurin Heidrun Warmuth hier wie in anderen Szenen viel Raum geschaffen für ganz leise, oft eben auch stumme Zwischentöne, aus denen sich das Verständnis für die so außerordentlich komplizierte Situation entwickeln kann. Und es geschieht wahrlich Verwirrendes. Im Ausräumen kommt Moritz eine alte Ansichtskarte in die Hand. Papa ist auf der Suche nach der weggelaufenen Oma, und da flackert geisterhaft das Licht. Ein Junge kommt in Cowboysachen in überbordender Gestik ins Zimmer. Roland Kurzweg macht das, wie man ihn kennt, in leidenschaftlicher (Über-)Natürlichkeit, und aus dem Schlafzimmer tritt, schreckhaft und kränkelnd, die Mutter des Cowboys hinzu. Marianne Helene Jordan nun in frischem Alter, aber zerbrechlich. Etwas Riesiges lastet auf ihr und wird sie bis ins Greisenalter quälen.
Sicher, es steckt enormer Spaß in dieser Zeitmaschinerie, aber eben auch die Möglichkeit, die Generationenlast einer Familie in einer einzigen Stube zu bündeln. Das Bühnen- und Kostümbild dafür hat betont schlicht Hanna Zimmermann geschaffen.
Drei Personen spielen nur, zwei in jeweils zwei Lebensstadien, aber immer dabei ist eben auch eine vierte, Opa Alfons, das Rätsel dieser Familie, das sich am Ende löst.
Mathilde bewahrt seine Grußkarten aus aller Welt wie einen Schatz in ihrer Spieldose auf, und sie hat immer geglaubt, dass er mit den „westkaukasischen Zwergpiraten gekämpft hat. Aber es war anders, wie alles in Mathildes Leben wohl anders war und wurde.
Zur Premiere war der Beifall stark; er würde noch weitaus deutlicher ausfallen bei einer Vorstellung für Erwachsene. Ein solches Angebot wäre sehr zu empfehlen. J.Hnr.
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