Senftenberger klotzen statt kleckern

Größte Solarthermieanlage geht auf alter Laugkfeld-Deponie ans Netz

Senftenberg (trz). Senftenberg ist Hauptstadt! Hauptstadt des OSL-Kreises. Hauptstadt des Lausitzer Seenlandes. Und jetzt auch noch Hauptstadt der Solargeothermie. Denn Ende September ist auf der alten Laugkfeld-Deponie die bislang bundesweit größte Anlage dieser Art ans Netz gegangen. Auf einer Fläche von 8300 Quadratmetern, fast so groß wie ein Fußballfeld, wird Sonnenenergie gewonnen und als Wärme genutzt. Pro Jahr können so 4000 Megawattstunden in das städtische Fernwärmenetz der „Hauptstadt“ eingespeist werden.
Als Bauherr dieses Projektes fungieren die Senftenberger Stadtwerke. Deren Geschäftsführer Detlef Moschke bezeichnet die Inbetriebnahme als „einmaliges Erlebnis“ in der Senftenberger Historie. Erneuerbare Energie werde ohne Verbrennungsprozess erzeugt. Einen Rekord strebe sein Unternehmen, das sich mittlerweile seit einem Vierteljahrhundert am Markt behauptet, indes nicht an. Stattdessen, so Moschke bescheiden, werde lediglich ein sehr gut kalkuliertes Vorhaben in die Realität umgesetzt.
3000 Haushalte
Der Bau der thermischen Solaranlage begann im Februar dieses Jahres. Bereits Mitte August nahm sie ihren Probebetrieb auf. Allein am letzten August-Wochenende, als die Sonne die Lausitz-Temperaturen bis auf 33 Grad emporschnellen ließ, hätte die in der neuen Anlage erzeugte Energie locker ausgereicht, um 3000 Haushalte mit Wärme zu versorgen. Insgesamt haben die Stadtwerke Senftenberg rund 4,5 Millionen Euro in das Vorhaben mit Spitzentechnik investiert.
Firmen aus der Region
Auf einer Fläche von rund 2,2 Hektar wurden innerhalb eines halben Jahres fast 1700 sogenannte Vakuum-Röhrenkollektoren montiert. Darüber hinaus entstand ein Funktionsgebäude als zentrale Wärmeübergabestation. Errichtet wurde das Ganze von einem Berliner Unternehmen mit seinen Partnerfirmen. Auch mehrere Protagonisten aus der Region waren daran beteiligt.
Die Kollektoranlage wurde vom Unternehmen Ritter XL Solar beigesteuert. Die Familie Ritter ist übrigens auch für ihre „quadratisch, praktisch, gute Schokolade“ überregional bekannt.
Senftenberg stehe damit also auf der „Schokoladenseite“, schlägt Bürgermeister Andreas Fredrich den Bogen in seine Seestadt. Nicht zuletzt sei die Anlage ein weiterer Beweis dafür, dass die Region durchaus mit Weitsicht und sehr innovativ in die Zukunft schaue. Die Kommune habe bereits Ende 2012 ihr Energiekonzept beschlossen, das auch das Handlungsfeld „Wärmeenergie“ beinhalte. Jetzt werde „geklotzt statt gekleckert“.
Aus dem Bundeswirtschaftsministerium ist zu hören, dass Senftenberg durchaus eine Vorbildfunktion habe. Thorsten Herdan,  Abteilungsleiter Energiepolitik, gibt zu, dass das Thema Solarthermie in den vergangenen Jahren zwar etwas verdrängt worden sei. Allerdings rege die Bundesregierung nunmehr die „Solarisierung“ an, also die Einspeisung von Sonnenenergie in Wärmenetze. „Zeigen Sie allen mit dieser Anlage, wie es geht“, fordert Herdan die Lausitzer auf. Es seien bundesweit noch viel größere Anlagen notwendig.
Der Brandenburger Staatssekretär Hendrik Fischer sagt, dass die Energiewende bislang eine Stromwende war, vor allem dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Jetzt wurde das Gesetz überarbeitet, sodass auch aus Sonne erzeugte Wärme eine Rolle spielt. OSL-Landrat Siegurd Heinze betont auch, dass letztendlich ein gesunder Energiemix  für die Region essentiell sei. Darin spiele die heimische Braunkohle eine wichtige Rolle.