Groß (1,88 m), stattlich, braungebrannt, mit Drei-Tage-Bart, sehr gesprächig und vor jedem Redeansatz ein Lächeln im Mundwinkel, derzeit als Frühaufsteher (erste Mails tragen die Zeitangabe 6:02 Uhr) und Spätaktiver allgegenwärtig – das ist Tobias Schick, Geschäftsführer des Stadtsportbundes und Kandidat für das Cottbuser Oberbürgermeisteramt. Mit festem Willen will er ins Rathaus. Warum? Wer ist dieser Mann?
Wir sitzen in einem Lokal am Altmarkt, an einem Nebentisch Chris de Burgh, argentinisch-irischer Sänger bei Weißwein. Er hat gerade sein Stadthallen-Publikum begeistert, und Tobias Schick braucht kein weiteres Stichwort: „Wir haben eine so tolle, weltoffene Stadt. Immer ist was los, Sonntag singt Roland Kaiser im Spreeauenpark, wir haben endlich wieder das herrliche Stadtfest…“ Die dunklen Augen glänzen. Von Sport will er ausnahmsweise mal nicht reden. Aber Denis Kettlitz, Stadtverordneter und Vielfach-Macher in der Stadt, einer der Federführer im Wahlkampfteam, sitzt mit am Tisch und bremst. „Das Stadtfest – da fehlt der deutliche Cottbus-Charakter. Da ist mehr drin.“ Stimmt, sagt Schick, aber das sei nicht die wichtigste Baustelle. Cottbus steht vor dem vielleicht größten Wandel seit dem sprunghaften Wachstum unter Paul Werner vor nun rund 120 Jahren: Bahnwerk, Medizin-Uni, Wasserstoff-Kraftwerk, Spitzenforschung im Lausitz Science Park – es ist vor allem ein wirtschaftlicher Schub, der da kommt. Vier Milliarden Euro Bundesmittel sind für Cottbus gesetzt.
„Wir sind gefordert, das zu gestalten“, sagt Schick und weiß: „Uns fehlen aber die Leute“. Überall fehlen sie: bei den Großprojekten wie im Handwerk, im Handel, in der Gastronomie. Seit zwei Monaten schon treibt der Kandidat aktiven Wahlkampf, hört sich überall um, geht auf Menschen zu. Kommende Woche hat er Termine mit Händlern und Gewerbetreibenden am Altmarkt. Was ist zu tun? Wie kommen wir voran?
Es läuft auf den Kerngedanken hinaus: „Wir müssen Cottbus schick machen, junge Familien anziehen.“ Neue Wohnquartiere sind dafür im Gespräch – am Viehmarkt, die CO2-neutralen am Ostsee und andere. „Es muss auch gelingen, die Förderbremsen aus dem Rückbau zum Beispiel in Schmellwitz zu lösen, Da könnte, wo schon Infrastruktur ist, lockere Bebauung entstehen.“ Tobias Schick hat eine Stadt im Kopf, die viele Räume für Begegnung hat, viel mehr Spielplätze und Wohnparks. „Die Menschen sollen sich näher kommen.“ Dazu gehören Jugendtreffs und viel bessere Seniorenangebote, nicht nur für gealterte Akademiker.
Dringende Chefsache müsse die Brache Stadtpromenade werden, bestätigt der OB-Anwärter. Was dort entstehen könnte, will er gar nicht definieren. „Wir müssen das Areal ins kommunale Eigentum bekommen, wofür Angebote gemacht wurden, und dann die Stadtmitte mit den Bürgern und der Wirtschaft entwickeln. Ich will da gar nicht vorgreifen. Potenziale gibt’s genug.“
Hat aber Tobias Schick selbst das Potenzial, das Rathaus in so turbulenten Zeiten zu führen, ein Rathaus, dem das digitale Zeitalter davongelaufen ist und das sich im Service kaum bewegt?
„Ich habe große Respekt vor dieser Aufgabe, sagt der SPD-Mann, den seine Genossen mit „erstaunlich großer Mehrheit“ für die Wahl nominiert haben. „Ich habe auch etwas Glück, denn im Rathaus steht ein natürlicher Generationswechsel an. Junge Fachkräfte haben die Chance, zum Zuge zu kommen. Natürlich müsse manches vereinfacht werden, um Bürgernähe zu erreichen. In seinem Fach ist das gelungen. „Wir haben das Sportamt entlastet, sind als Sportbund viel näher an den Vereinen, den Sportstätten-Projekten, der Sportför- derung. Das ergebnisorientierte Zusammenspiel von Verwal- tung und Stadtparlament, aber auch die Verbindung zur Landesregierung und ihren verschiedenen Leitungsebenen kennt Tobias Schick. „Und nicht nur SPD-Mitglieder, sondern auch prominente Persönlichkeiten aus anderen Parteien haben mit zugeraten, mich für das Amt zu bewerben. Das hat mich sehr ermutigt“, sagt er. Überrascht hat den Ludwigsfelder Jungen, der vor der Konfirmation die Glocken in seinem Ortsteil läutete, wohl nicht. „Meine Eltern erzählen, ich wollte immer ‘Direktor’ werden, habe mir gern Taschen genommen und bin damit wichtig herumgelaufen.“ Die Eltern leben noch in Ludwigsfelde, Mutter war Chemikerin, Vater Baufachmann und Fußballer. Sie schickten Tobias in die lange schon berühmte Cottbuser Sportschule. „Ich war sportlich nicht ganz oben, wurde Trainer.“ Nach dem Abi versuchte er sich im Wirtschaftsingenieurwesen, fand aber im Sportjob Erfolg. Hnr.
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