Kathrin Lehmann: „Von dualen Studiengängen profitieren alle“

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Die Professorin Kathrin Lehmann sieht in dualen Studienangeboten einen guten Weg zur Fachkräftesicherung in der Region Foto: BTU

BTU-Professorin Kathrin Lehmann ist sicher: Studenten, Unternehmer und Region sind Gewinner:
Region (mk). Fachkräftemangel. Wie ein Geist spukt dieses Wort immer wieder in der Lausitz herum. Welche Zukunft die Region hat, wird sich auch daran zeigen, wie dieses Problem gelöst werden kann. Ein Baustein, um Ingenieure in der Region auszubilden und dann auch zu halten, erklärt die Projektleiterin Duales Studium an der BTU Prof. Kathrin Lehmann, sind seit vergangenem Jahr duale Studienangebote.
Frau Lehmann, was zeichnet diese dualen Studienangebote aus?
Prof. K. Lehmann: Mit dem Betrieb und der Universität gibt es zwei Lernorte und hier liegt die Betonung auf Lernorte, also keine Arbeitsorte. Durch die Bindung an ein Unternehmen ist das Studium zudem finanziell abgesichert.
Wie kann ein Lernort kein Arbeitsort sein?
Es gibt zwei verschiedene duale Studienangebote. Das eine verbindet Studium und Ausbildung. Dadurch verlängert sich die Studienzeit von dreieinhalb auf viereinhalb Jahre. Am Ende stehen mit dem Facharbeiterabschluss und dem Bachelor of Engineering gleich zwei Abschlüsse. Bei dem anderen Angebot geht es um ein reguläres Studium mit Studieninhalten im Lernbetrieb. Hier geht es um das Lernen und nicht um das Arbeiten.
Wie kommt es zu einem solchen Studium?
Wir haben bislang 20 Unternehmen als Kooperationspartner gewinnen können. Diese bieten Plätze an und  suchen sich dann auch ihre Studenten selbst aus.
Was sind die Vorteile?
Der große Vorteil besteht darin, dass die Studenten in dreieinhalb oder viereinhalb Jahren das Unternehmen sehr gut kennenlernen und eine Bindung entsteht. Das Hauptziel ist die Fachkräftesicherung in der Region. Es geht einfach darum, junge Menschen mit attraktiven Angeboten hier zu halten.
Was sind Nachteile?
Ich würde es nicht direkt als Nachteil sehen, aber im dualen Studiengang sind die Studenten Angehörige des Unternehmens. Der Urlaubsanspruch richtet sich also auch danach und nicht nach den Semesterferien. Die Motivation bei den Studenten ist aber sehr hoch, da am Ende des Studiums oft ein Arbeitsplatz als Ziel winkt. Übrigens müssen sich andere Studenten auch Jobs suchen, um ihr Studium zu finanzieren. Dies ist dank des Lohns durch die Unternehmen hier nicht nötig.
Für wen bietet sich solch ein Studium an?
Teilnehmen kann jeder, der die Fachhochschulreife erlangt hat. Studienmöglichkeiten gibt es in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und ab kommendem Wintersemester auch im Bereich Bauingenieurwesen.
Die 20 Unternehmen bieten wie viele Plätze an?
25 sind es zurzeit.
Das ist nicht viel.
Der Startschuss begann ja erst im vergangenen Wintersemester. Wir besuchen die Unternehmen persönlich. Bei den Gesprächen bekommen wir das große Interesse mit. Wöchentlich vergrößert sich so die Anzahl der Studienplätze. Übrigens sind auch noch nicht alle 25 Plätze belegt.
Sind die Plätze-Anbieter nur große Unternehmen?
Klar, wir haben hier nicht die Struktur von Baden Württemberg mit vielen großen Unternehmen, die gleich mehrere Studenten aufnehmen. Aber vom Großkonzern BASF bis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen reicht die Auswahl für die Studenten auch hier. Selbst Zwei-Mann-Betriebe, die sich vergrößern wollen und sich deshalb Nachwuchs aus dem eigenen Haus ausbilden möchten, gibt es. Viele Unternehmen merken einfach, dass die dualen Studienangebote eine tolle Möglichkeit bieten, Fachkräfte zu gewinnen.
Wo können sich Interessierte informieren?
Weiterführende Informationen sind im Internet unter www.cottbus.ihk.de/dualesstudium oder aber auch unter
www.b-tu.de/duales.studium. zu finden.

 
Es fragte Mathias Klinkmüller.      Vielen Dank!