Zur Erinnerung an den Bäckermeister und Ehrenpräsidenten Peter Dreißig

Für Antiquitäten und andere schöne Dinge konnte sich der Bäckermeister begeistern. In Guben war er aktiv im Oldtimer-Club seiner Heimatstadt.
Für Antiquitäten und andere schöne Dinge konnte sich der Bäckermeister begeistern. In Guben war er aktiv im Oldtimer-Club seiner Heimatstadt.

Der Gubener Bäckermeister Peter Dreißig ist nach schwerer Krankheit am vergangenen Freitag gestorben. „Er hinterlässt eine Lücke, die wir mit Erinnerungen und Gedanken füllen, aber niemals werden schließen können“, schreiben im Namen des Vorstandes, der Vollversammlung und der Geschäftsführung der Handwerkskammer Präsidentin Corina Reifenstein und Knut Deutscher, als Hauptgeschäftsführer jahrzehntelanger Wegbegleiter und Freund des nachmaligen Ehrenpräsidenten.
Peter Dreißig, 1952 in Guben geboren, hatte schon 1975 als junger Mann die 1911 gegründete Bäckerei des früh gestorbenen Vaters in dritter Generation zu übernehmen. Er packte die Herausforderung im politisch gedämpften Handwerksmilieu mit großer Tatkraft an, ging in seiner Expansionslust an die Grenzen des Möglichen. „Ich hatte das große Glück, im Westen ehrlichen Rat und Freunde zu finden“, sagte der Bäckermeister über seinen Neuanfang 1990. In scharfer Analyse erarbeitete er sich ohne alle kleinlichen Experimente ein Bild des Backhandwerks gesamtdeutscher Zukunft und setzte es kompromisslos in wachsender Begeisterung um. Seine Ehefrau Cornelia war ihm in allen Belangen verlässliche Stütze.
In Guben entstand eine moderne Groß-Backstube, aus der Waren für bis zu 100 Dreißig-Filialen zwischen Berlin und Dresden kamen, und das in höchster, von Kunden geschätzter Qualität vom täglichen Brot in vielen Sorten bis zum Christstollen, der dem besten Dresdener nicht nachsteht.
Peter Dreißigs Erfolgsgeheimnis war die große, fast unbekümmerte Lust, mit der er sich dem Ernst des Lebens hingab. Ja, das Backen und das Brechen duftenden Brotes war ihm eine Freude, ließ sein Gesicht erstrahlen wie beim liebevollen Wiegen dieser oder jener Antiquität in seinen Händen. Er war begeisterungsfähig für die schönen Dinge und ein großartiger, aufmerksamer Gastgeber.

Auch angesichts verantwortungsvoller Funktionen im regionalen und zentralen Handwerk verlor Peter Dreißig nie die Details seines Betriebsgeschehens aus dem Auge.
Auch angesichts verantwortungsvoller Funktionen im regionalen und zentralen Handwerk verlor Peter Dreißig nie die Details seines Betriebsgeschehens aus dem Auge.

Diesen Vorzug lebte er auch in der Handwerkskammer aus, deren Präsident er von 2001 bis 2021 gern war. Das Handwerk wuchs zu einer stolzen Familie zusammen, und so wie man unter Innungsfahnen zu feiern und die Tradition zu betonen verstand, forcierte der Präsident mit seinem Team auch den Riesenschritt zur Moderne. Technischer Fortschritt, bestmögliche Ausbildung, soziales Engagement waren immer Dreißigs Themen. Dafür hat er Druck gemacht, wo nötig, und sich eingebracht wo möglich. Die Gubener schätzen ihn als ehemaligen Stadtverordneten und einen Wegbereiter des Vereins zum Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche in Gubin. Der Name Peter Dreißig steht im Goldenen Buch der Stadt.

Handwerkskammer-Präsident Peter Dreißig 2009 bei der Fahnenweihe der Innungen im Cottbuser Stadthaus.
Handwerkskammer-Präsident Peter Dreißig 2009 bei der Fahnenweihe der Innungen im Cottbuser Stadthaus.

Neun Jahre lang gehörte der Lausitzer dem geschäftsführenden Präsidiums des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks an, und jahrelang war er Vizepräsident der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB).
Ihm sind hohe Auszeichnungen verliehen und Dankesworte gesagt worden. Seiner Gesundheit aber vermochten Willenskraft und Zuspruch nicht zu helfen. J. Heinrich