100 000 Herzen, ein Ziel: Aufstieg!

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FCE-Cheftrainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz ironisch (gegen die Verbands-Bürokratie): „Ich freue mich, in sechs Tagen drei Spiele spielen zu dürfen.“ Dann aber auch stolz darauf, „wo wir jetzt stehen“ und – bitteschön – etwas Demut anmahnend: „Wir haben eine große Chance.“

Die Niederlausitz will zurück in den Profi-Fußball / Pele Wollitz vor der „englischen Woche“: Wir haben das Zeug dazu, alle drei Spiel zu gewinnen / Vizepräsident Werner Fahle: Sponsoren stehen zum Verein.

Cottbus (hnr.) Die Lausitz fiebert einer englischen Fußballwoche entgegen: Pokalfinale in Babelsberg am Pfingstmontag, Donnerstag und Sonntag dann die Relegationsspiele. Cheftrainer Pele Wollitz nimmt das Fazit voraus: „Sonntag, 16 Uhr, sind wir Drittligist, zwei Jahre später in der Zweiten Liga.“ Tosender Beifall diese Woche beim radio-eins/Rundschau-Talk. Solche Sätze, das weiß der Trainer, wollen die Fans hören und sie geben der Mannschaft das Selbstvertrauen, das Jens „Melle“ Melzig aus der Zeit der „Legenden“ der Saison 1996/97 mit Ede Geyer in Erinnerung ruft – wenngleich damals die Gegner namhafter waren, quasi die einstige DDR-Oberliga. Und das Treppchen hieß gleich 2. Liga.
Öffentlich herrscht Euphorie nach einer Saison mit 89 (!) Punkten. Intern mischen sich Trotz (der Verband sträubte sich, das Pokalspiel zu verlegen), Gelassenheit (Kapitän Marc Stein: „Der Trainer wird uns paar Tage vorher sagen, wie wir’s machen sollen.“) und Nachdenklichkeit. Präsident Michael Wahlich macht sich Sorgen. Die 3. Liga ist wirtschaftliches Killer-Terrain: „Du bekommst 1,3 Millionen Fernsehgelder, mußt aber höhere Gehälter zahlen, mit der Mannschaft deutschlandweit reisen und übernachten – da bleibt nichts drüber.“ Zudem drücken Sanierungskosten fürs Stadion, das dem Verein gehört. Soll „das Projekt“, wie alle die neue Strategie seit Wahlichs Antritt nach dem traumatischen Abstiegs-Gegentor von Mainz II vor genau zwei Jahren nennen, gelingen, muss in zwei Jahren der Aufstieg in die 2. Liga passieren. Sonst…?
Kein Sonst. Felix Geisler (21), ein echtes Cottbuser Gewächs, glaubt fest an den Erfolg und „ein Fest für die ganze Stadt.“ Auch Werner Fahle, der Mann hinterm Präsidenten, erkennt grandiose Stimmung: „90 Prozent des Sponsorings ist schon unter Vertrag, und wenn das mit dem Aufstieg klappt, werden einige Unternehmen auch noch mal nachlegen“, ist er sich sicher. Die Region hält mit 100 000 heißen Herzen zu Energie. Für das Spiel am nächsten Sonntag hätten 30 000 Karten verkauft werden können. Wahlich zeigt sich gerührt von diesem Rückhalt, weiß aber: „Im Drittliga-Alltag kommen dann zunächst 10 000 oder 12 000, schließlich um die 8 000; das ist unsere Kennzahl.“ Der Präsident glättet in seinem ruhigen Wesen manchen Wollitz-Orkan. Seine Vorhersagen aber sind präzise: Nach zwei Jahren steht er, wie prognostiziert, an der Schwelle zum kleinen Profifußball, zur „vollen Hütte“, wie er damals formulierte. Sollte das nicht klappen, wird kein Fiasko kommen. Vereine wie Zwickau oder Jena haben viele Jahre gebraucht, um den Sprung zu schaffen. Der Vertrag des Cheftrainers verlängert sich im Aufstiegsfalle automatisch. Andernfalls, sagt Wahlich, „werden wir reden“, und es klingt, als gäbe es für Wollitz eine weitere Chance. Die Rahmenbedingen bleiben, die Leute machen weiter, die Personen in den Gremien bleiben – das nimmt schon mal etwas Druck aus der englischen Woche. Wollitz lässt, als er nach dem Vorzugsgegner (zwei sind noch im Spiel) gefragt wird, trotzdem noch einmal Wut raus: „Gar kein Gegner. Der Meister muss aufsteigen. Alles andere ist Chaos.“
Von DFB-Präsident Reinhard Grindel ist „Pele“ diese Woche ermahnt worden, „in seiner Sprache abzurüsten“. Aber seine Emotionen sind wesentlicher Teil seines Erfolgs. Die Spieler verstehen ihn, die Fans auch. So bleibt er Cottbus erhalten – am liebsten vorerst in der 3. Liga.