Außenstation der Inka

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Die Anlage Ingapirca. In der Mitte der Inkatempel, rechts die Engelstrompete
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Hohe Berge, Agaven und Kümmel an den Hängen

Schon Humboldt ahnte, was Forscher spät fanden
Wir bleiben im Hochgebirgstal. Rundum über 4 000 Meter hohe Berge, die bis zu ihren Kuppen landwirtschaftlich bearbeitet sind. An steilen  Hängen wachsen die spitzblättrigen Agaven. Die Indios nutzen sie vielfach. Blütenstängel werden Dachbalken, Blattfasern (Sisal) werden zu Stricken geflochten, Blattsaft als Shampoo und Samen wie Kapern verwendet. Es gibt von dieser „amerikanischen Aloe“, wie Lenné sie nannte, hunderte Arten, Unterarten und Hybriden, und weltweit – auch bei den Inka und Indios – wurde und wird aus allen Formen auch würziger Schnaps hergestellt.
Der auch ohne geistige Getränke überaus redselige und unterhaltende Humboldt wird das Zeugs wohl kaum getrunken haben. Er war hier in dieser Gegend und stieß auf die Steine der damals noch weitgehend verschütteten Inka-Anlage Ingapirca. Sie ist das vergleichsweise kleine nördliche Pendent zur Inka-Zentrale Cusco in Peru.
Die Inka (Sonnenanbeter) sollen hier versöhnlich mit den Cananis (Indiostamm, der den Mond verehrte) ausgekommen sein. 300 Inka lebten im zentralen Tempelbezirk, 3 000 Indio-Frohnleute außen herum. Die gesamte Anlage, wie sie sich heute übersichtlich dem Betrachter darbietet, wurde von russischen und polnischen Archäologen in den 1970er-Jahren freigelegt und weitestgehend interpretiert. Das Heiligtum ganz oben besteht aus typisch fugenlos zusammengesetzten Quadern, die aber im Vergleich zu den bis zu 40 Tonnen schweren Bauteilen in Cusco geradezu handliches Format zeigen.
Im Bereich der Cananis haben die Archäologen ein Grab untersucht, in dessen Mitte in großer Tiefe eine Herrschaftsperson in einem Keramikgefäß hockend beigesetzt war. 15 weitere Skelette liegen im Kreis um das Gefäß. Offenbar wurde die Dienerschaft mit dem Gift der Engelstrompete betäubt und lebend mit dem Herrn begraben.  Die heute bei uns weit verbreitete Engelstrompete hatte  wegen ihres betäubenden Extraktes bei den Indianern eine besondere Bedeutung und ist mit Blüten in kräftigem Blutrot und grünen, pflaumenförmigen Früchten hier noch anzutreffen.
Entdeckt hatte die Inka-Anlage, die bis auf die Mauerspitze unter grünem Weideland verdeckt war, 1742 jener französische Forscher, der am Äquator die Vermessungen leitete (Folge II). Humboldt fand den Tempel schon freiliegend und hat ihn exakt gezeichnet.


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