Vom Riesengebirge sind wir dem Fluss durch Tschechien, in die Sächsische Schweiz und nach Dresden gefolgt. Ab Meißen strebt die Elbe nach Nordnordwest und wendet sich nun
streng Richtung Westen .
Als wolle sie der launigen Schwarzen Elster ein Stück entgegen kommen, wendet sich die Elbe nach Osten, nimmt das Flüsschen auf und strömt nun behäbig südlich der Industriegemeinde Elster westwärts. Weiche Polder- und Wiesenlandschaft zieht sich von Jessen-Schweinitz, wo sich in den 1970er und 80-er Jahren zuerst muntere Elbbiber-Populationen ausbreiteten, bis nach Wittenberg.
Vom jenseitigen Flussufer aus zeigt die Lutherstadt ein schönes Panorama mit der Schlosskirche vorn, die für den Thesenanschlag berühmt ist, und weiter hinten die Stadtkirche, Mutterkirche der Reformation, weil Luther hier predigte. Wer die Stimmung jener Zeit spüren möchte, begegnet den Freunden und Gegnern Luthers nebst Bürgern, Bauern, Hunden, Katzen, Schweinen, Ablasshändlern und Marketenderinnen des Jahres 1517 im Panorama von Yadegar Assisi, einem genialen Perspektivkünstler iranischer Herkunft. Das echte Luther-Haus und das spannende Museum der Reformation locken Leute aus der ganzen Welt in die turbulente Universitätsstadt an der Elbe, die heutzutage auch eine urige Kneipenlandschaft bietet.
Unser Fluss muss seinen Weg nun fast ohne Gefälle fortsetzen und mäandert , rechts Coswig und später links Vockerode liegenlassend, in Richtung Dessau-Rosslau. Zwischen den geeinten Städten drängelt sich von Süden her die Mulde zum Strom. Noch davor, eingebettet in das Biosphärenreservat Mittelelbe liegt, quasi im Norden umschlungen vom Strom, der weltberühmte Wörlitzer Park, der, fast ein Jahrhundert vor dem Branitzer Park an einem Elb-Altwasserteich entstanden, als einer der frühesten deutschen Gärten im englischen Stil gilt, und heute, wie Pücklers Muskauer Gartenreich, in der UNESCO-Liste verzeichnet ist. Eine Million Besucher tummeln sich hier alljährlich, wandern, fahren Boot oder besuchen die Museen.
Unser Weg führt nach einem Abstecher zum Dessauer Rokoko-Schloss Mosigkau (Mitte 18. Jh.) weiter über Aken nach Barby, wo auch bei Niedrigwasser die Elbfähre in Betrieb ist. Nur einen Kilometer südöstlich der Fährstelle mündet, aus westlicher Richtung von Calbe kommend, die Saale in die Elbe. Sie hat kurz zuvor das Flüsschen Taube aufgenommen und bildet in ihrem Mündungsgebiet mit zahlreichen Altarmen ein wunderbares Biotop. Freundliche einheimische Landwirte verraten uns einen Stellplatz, an dem auch die Touristen des Saale-Radweges ankommen und sich ihre Tourkarte stempeln können.
Die Elbe ist nun, auf nur noch 50 Meter über NN angekommen, zu einem geradezu mächtigen Strom geworden und breitet sich weit aus. Im Jahr 2013 brach etwas flussauf bei Breitenhagen der Damm, und es entstand eine Überflutungsfläche von der Größe des Bodensees. An der Engstelle des Magdeburger Domfelsens 30 Kilometer weiter ist das kaum noch vorstellbar. Der Fluß bewältigt hier unterhalb der interessanten Hubbrücke eine gefährliche Engstelle, an der sich schon in früheren Jahren auch Lastkähne der erfahrensten Elbschiffer quergestellt haben. Weil hier zuerst zu sehen war, ob die Elbe womöglich zu wenig Wasser für die Schifffahrt führt, wurde die Stelle auch „Hundefelsen“ genannt. Ob das Schiffermuseum, das neuerdings auf dem restaurierten Magdeburger Kahn „Württemberg“ entstanden ist, davon erzählt, wissen wir nicht; die Zeit war zu knapp, alle Reize Magdeburgs zu erschließen. Zumindest dem Dom (1207 bis 1363 errichtet, 104 Meter hoch) gilt es einen Besuch abzustatten. Er ist das früheste fertig gestellte gotische Bauwerk Deutschlands.
Wer Magdeburg ohne Bindung an den Fluss bereist, mag in der Hunderwasser-Zitadelle (u.a. schönes Hotel) absteigen; wir aber entspannen uns auf der Werderinsel zwischen zwei Elbarmen im Stadtpark Rothehorn.
Unser Strom orientiert sich von hier an nach Norden. Wir folgen ihm gespannt.
In der nächsten Folge:
Brandenburgs weiter Westen
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