Pförten liegt nur 10 Kilometer östlich von Forst im ehemaligen Kreis Sorau. Heute heißt das Städtchen Brody und gehört zur polnischen Wojewodschaft Lubuskie.
Berühmt wurde Pförten durch einen seiner Besitzer, den Reichsgrafen Heinrich von Brühl, allmächtiger Premierminister des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der zugleich als August III. auch König in Polen war.
Brühl machte aus Pförten einen Ort hochfeiner sächsischer Kunst. Bitte schön, wo ist da ein preußischer Platz? Nun, man muss schon ein bisschen in der Geschichte kramen, dann findet man aber bald, auch Pförten, einstmals ein Höhepunkt sächsischer Bau- und Gartenkunst, ist auch mit preußischer Geschichte verquickt, wenn auch mit einer dunklen Seite.
Der Karrieresprung
Nur langsam kam die Karriere Graf Brühl’s in Fahrt: Geboren 1700, mit dreizehn Jahren Page am Weißenfelser Hof, 1719 als Silberpage bei August dem Starken, 1727 dessen Kammerjunker. Davon gab es rund 200 und Altersgenossen waren da schon wesentlich weiter.
Aber 1730 schlug Brühl’s große Stunde. August der Starke wollte sich vor ganz Europa von seiner stärksten Seite präsentieren. Er plante ein Vergnügen, ein sogenanntes Lustlager, von dem man noch nach 100 Jahren reden sollte. Eigentlich wären jetzt Minister und Geheimräte gefragt, aber keiner traute sich. Da sprang der bedeutungslose Kammerjunker Brühl ein und organisierte höchsten Prunk und feinsten Luxus. Von nun an wurde er für August und erst recht für dessen Sohn Friedrich August unentbehrlich.
Lustlager an der Elbe
An der Elbe fanden sich 47 Fürsten ein. Zum Gefolge des preußischen Königs gehörte neben 150 Offizieren auch der Kronprinz. Hier begegneten sich also der spätere Premierminister Graf Brühl und der spätere preußische König Friedrich, der einmal der Große genannt werden sollte. Doch noch waren beide quasi ohne Amt und verstanden sich zunächst prächtig. Vier Wochen Party ohne Ende – da taute selbst Friedrich auf, zur Freude seines Vaters und zum großen Ärger von August. Denn das
Ziel seiner Wünsche, die auch wohl sichtlich erfüllt wurden, war die Gräfin Orcselska, die Lieblingstochter August des Starken.
Das war zu viel, August schäumte und raste. Aber Graf Brühl konnte die Staatsaffäre eindämmen, er führte dem Kronprinzen eine Gräfin Formera zu. Preußens König dankte ihm mit der höchsten Auszeichnung, dem Schwarzen Adlerorden, in seinem Sohn aber wuchs abgrundtiefer Hass.
Nie zuvor und nie wieder hatte Friedrich sich in so einer Weise einer Frau geöffnet, und Brühl war der Organisator des Desasters.
Rache des Königs
Nach dem Zaithainer Lager begann der unaufhaltsame Aufstieg des Grafen Brühl, er wurde zum uneingeschränkt herrschenden Minister. Da konnte der König in Potsdam nur spotten: “Friedrich II. ist sein eigener Minister, Minister Brühl sein eigener König.” Doch der Spott konnte den Hass nur mühsam verdecken, im 7jährigen Krieg aber lebte er ihn zügellos aus. Brühl selbst war unerreichbar, denn er war nach Warschau geflohen. Aber alles, was in Sachsen an Brühl erinnerte, wurde von Friedrich in manischer Wut zerstört, zumeist war er selbst zugegen: Die Schlösser Groschwitz, Oberlichtenau und Nischwitz, die Dresdener Palais’ und eben auch Schloß Pförten. “Ich habe Vergeltung üben müssen”, schrieb Friedrich der Gräfin Brühl kühl. Am 1. September 1758 befahl er dem Markgrafen von Brandenburg, ” nun gerade nach Forst zu marschieren und das Schloß des Grafen Brühl verbrennen zu lassen.” Der wollte nicht Mordbrenner werden und schickte seinen General Detachent.
In einem Bericht der Zeit heißt es: “Der Commandeur ließ im Schloß alle Keller aufreißen und allen großen Weinfässern die Böden ausschlagen; was aber an Flaschen und kleinen Gefäßen vorhanden war, ließ er auf zwei Wagen laden.
Mittlerweile hatte ein Commando Husaren einen Wagen mit Stroh und einen Wagen mit Holz auf den Schlossplatz gebracht. Unter dem Dache wurden an 12 verschiedenen Orten Haufen von Holz und Stroh hingelegt, desgleichen auch im untersten Tafelzimmer. Also wurden die Haufen alle angezündet, und der Commandeur gebot zugleich, dass kein Mensch sich unterstehen solle, zum Löschen an das Schloss zu gehen, wenn er nicht die Kugel vor den Kopf geschossen haben wollte. Indes hat es Gott so wunderbar gefügt, das nicht nur die beiden Seitengebäude, sondern auch die ganze Stadt im geringsten nicht versehrt worden. Das Schloss allein ist gänzlich bis auf den Grund nebst allen Möbeln und was darin gewesen, verbrannt und zusammengefallen.”
Soweit ein gekürzter Auszug aus dem Bericht des Bettenmeisters (Schlossverwalters) Fiebiger an Graf Brühl. Der sollte seinen geschändeten Besitz nur ganz kurz wiedersehen, auf der Rückreise aus dem Exil von Warschau nach Dresden. Als der sächsische König bald darauf starb, konnte er seinen eigenen Sturz voraussehen. Doch erlebte er ihn nicht mehr bewusst, denn er verstarb wenige Wochen später.
Die Brühls nach Heinrich
Graf Brühl hinterließ vier Söhne und eine Tochter. Da der Name Brühl in Sachsen über Jahrzehnte “verbrannt” war, gingen die Brüder ins Ausland und wurden – gute Preußen.
Der älteste und der jüngste der Brüder wurden Generäle, der zweite Sohn übernahm Pförten und der dritte wurde Generalintendant der Straßen.
Der Sohn dieses sogenannten Chaussee-Brühls, Karl Moritz, geboren 1772 auf Schloss Pförten, war langjähriger Generalintendant der königlichen Schauspiele in Berlin, später auch der Museen – ein guter Grund, mit dieser Serie zu gegebener Zeit wieder in Pförten einzukehren. A. Pommer
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