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Sanft bergauf zur Quelle

Reisen & Unterwegs | Von | 10. Juli 2020

Quelle 1

Ein Holzbildhauer hat sie (l.) als tief gebeugte Schöne mit langem, fließenden Haar dargestellt. Tatsächlich entspringt die Elbe mit aufsteigenden Bläschen und unterstützt von mindestens zwei zufließenden Bächlein unter diesem Granitstein-Ring auf dem Riesengebirgs-Kamm

Nach Donau, Weichsel und Rhein ist sie der viertgrößte Fluss  Europas, der ein weites Gebiet von 148 300 Quadratkilometern in Deutschland, Tschechien und Österreich entwässert, in dem über 24 Millionen Menschen leben – weit mehr also als in der früheren DDR (17 Mio.).
Wer die Quelle dieses am Ende bei Hamburg und Cuxhaven gewaltigen Stromes sucht, begibt sich ins tschechische Riesengebirge – eines der für unsere Region ohnehin schönsten Reiseziele in Tagesentfernung. Im Herzen der sagenumwobenen Bergwelt liegt Spindleruv Mlyn, unter dem deutschen Namen Spindlermühle auch bekannt als Wintersportzentrum und Weltcupstätte im Skiabfahrtslauf.
Jetzt im Sommer laden die Hänge zu Wanderungen ein. Spindlermühle, zwischen gut 700  und 1 235 Metern gelegen, hat sich von einem verträumten Bergdorf zu einem Allwetter-Ferienparadies entwickelt – mittendurch fließt die Elbe, und als wolle man sich ungern von ihr trennen, wird sie am Orstausgang in einem ersten Stausee aufgefangen. Am Fuße der gut 41 Meter hohen und am Kamm 153 Meter langen Mauer produziert seit 1994 ein kleines Kraftwerk Strom. Die Elbe macht sich nützlich.
Es pieselt an diesem Tag und die Ferienfamilien verkrümeln sich im neuen Spaß-Hallenbad. Wir aber lösen gegenüber Tickets für den Sessellift, der jetzt nur aller halben Stunden drei bis vier Schaukeln besetzt. In sechs Minuten erreichen wir Medvedin auf 1 235 Metern Höhe. „Pramen Labe“ / Elbquelle ist der gut rot markierte Wanderweg ausgezeichnet. Die ersten dreieinhalb Kilometer steigen und fallen durch Krokonosska-Bilderbuchwald mit Fichten, Farnen und krüppligen Gebirgskiefern. Der steinige Weg mündet in eine hier nicht vermutete, einst fein gepflasterte, jetzt dünn asphaltierte Straße, die ausschließlich Busse befahren dürfen. Die Anlage lässt ahnen, dass früher, besonders vor dem letzten Krieg, ganze Völkerwanderungen zur Elbquelle stattgefunden haben müssen. Noch heute nutzen nicht ganz so wanderwütige Besucher den Busshuttle. Von dessen Station sind es dann nur noch drei Kilometer zur Quelle. Zu unserem Glück lichten sich die Wolken, in denen wir bislang nebelten, und es eröffnen sich herrliche Ausblicke in dieses erste Tal, das unsere Elbe im Sturz erobert. Die Lucni-Baude, heute ein modernes Hotel mit Restaurant, in dem wir später böhmischen Braten und Knedliki, dazu lokales Parohac-Pils genießen, markiert den Zugang zum letzten Hoch-Kilometer bis zur Quelle. Die gluckert leise inmitten einer moorigen Bergebene. Eigentlich glitzern hier überall Rinnsale, aber irgendjemand muss wohl einst entschieden haben: Dies sei die Quelle der Elbe, die schon den alten Griechen als „Albis“ bekannt war und bei den Germanen „Albia“ hieß. Wir atmen glücklich durch hier oben; die erzwungenen (Corona-)Haustage haben womöglich der Wanderkondition geschadet. Höchste Zeit also, aufzubrechen. Wir bleiben der Elbe auf der Spur.
Die führt schneller zu Tale, als Füße folgen können. Gemach also und Augen und alle Sinne auf für das Paradies der grünen Berge. Die Talsperre unten am Ortsausgang ist nur halb gefüllt. Mit viel Sinn für Ästhetik ist sie 1911 bis 1916 errichtet worden und heute Ziel vor allem der Urlauberfamilien, die  über den Damm spazieren und die Handy-Kameras auf Panorama-Funktion schalten.
Unterhalb begleitet die Elbe nun schon als akzeptables Flüsschen die breite Straße nach Vrchlabi (Hohenelbe), dem zweiten Ort, dessen Wappen an der Quelle als schöne Mosaike gezeigt werden.  14 tschechische und 14 deutsche Städte sind vertreten. Hostinne / Arnau ist die dritte aus dem Riesengebirgsraum. Wir genießen dort die abendliche Stille auf weitem Markt mit Renaissance-Rathaus, das zwei vielsagende Riesen mit Schwert und Schild schmücken. Es ist ein Vorgeschmack auf den Reigen malerischer Städte am Fluss, die wir als Wohnmobil-Touristen erschließen. Jede ist eine Reise wert.

Quelle 2

Das malerische Städtchen Hostinne / Arnau mit nur 4 400 Einwohnern ist eines der ältesten der Gegend. Den Markt mit Pestsäule und schönen Laubenhäusern dominiert das Rathaus von 1600 mit seinen imposanten Riesen am Turm, die auf Schilden den böhmischen Löwen und den schlesischen Adler zeigen

Nächste Folge:
Piraten in Königgrätz

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