Er hat mich „Frau“ genannt!

Cottbus. Sie macht es sich selbst und den Männern nicht leicht, diese entkoppelte Studentin Jella in ihrer Käfigwelt. Was sie will, wovon sie träumt (außer zwanghaft von Sex) wird nicht recht klar im Spiel, vielleicht auch nicht im Roman, den manche Leser als eine „radikal ehrliche Anklage gegen die Verhältnisse, wie sie sind“ betrachten. Gemeint ist die krankhafte häusliche Gewalt. Die Leipziger Autorin Ruth-Maria Thomas (Jahrgang 1993) kam mit dem Thema als Sozialarbeiterin in Berührung und mischt nun eine Art „Polizeiruf“ mit ihrem Debüt in erotischer Literatur.

Die Berlinerin Sarah Kohm hat aus dem 2024 bei rowolt erschienenen Buch eine Bühnenfassung geformt und stellt sich nun in Cottbus mit dieser Uraufführung in der Kammerbühne als Regisseurin vor. Sie wäre im „piccolo“ damit besser aufgehoben, denn eigentlich wird „häusliche Gewalt“ im Stück nur am Rande verhandelt, vielmehr geht es um lahmendes Pubertieren. Als Yannick sie nicht Puppe oder Mädchen sondern „Frau“ nennt, beginnt ihr Leuchten: „Er hat mich Frau genannt!“, und jetzt will sie wissen, wie Frau ist. Aber sie reduziert es ausschließlich auf Sexualität, geht gereizt auf ihren Freund los, provoziert, beginnt sogar die Tätlichkeit. Als sie ihm eine Pfeffermühle auf den Kopf drischt, droht der Polizist mit Strafverfolgung. Aber welche Strafe sollte drohen? Diese Menschen hängen ohnehin in Käfigen fest. Welch abscheuliches Bühnenbild! Wer will hier wen anklagen, wo sich nichts entfalten kann und selbst Yanniks Malerei eingesperrt ist und das einzige Buch des Haushalts im Waschtisch aufbewahrt wird?

Nathalie Schörken spielt in gewollter Blässe die Jella, Lea von Acken ist sehr hilfreich ihre Innere Stimme und intensiv die Freundin Shelly, Amadeus Gollner brummelt den Vater und wickelt den Polizisten ab, Amos Detscher ist der etwas introvertierte, dann jähzornige Freund Yannick. Die Uraufführung, in der die Romanautorin ständig laut kicherte, bekam starken Beifall, den die Spielenden verdient hatten. J.H.

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