Region (MB). Die Lausitzer Wirtschaft blickt auf ein wechselvolles Jahr zurück. Nach einem Rückschlag zu Jahresbeginn, hauptsächlich aufgrund von Corona-Restriktionen, sowie einer Erholung im Frühjahr verschlechtern sich die Einschätzungen zum Herbst wieder. In der gemeinsamen Herbstumfrage zur Konjunktur der IHKs Cottbus und Dresden berichten noch 78 Prozent der Unternehmen von einer guten oder zumindest zufriedenstellenden Geschäftslage (Herbst 2021: 87 Prozent). Allerdings nimmt die finanzielle Anspannung in Betrieben zu. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) berichtet von einer problematischen Finanzlage (Herbst 2021: 38 Prozent). Nach Pandemie und erheblichen Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Löhnen gehen die Reserven zunehmend aus.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate stürzen regelrecht ab, nachdem sie schon im Frühjahr deutlich nachgegeben hatten. Noch nie waren die Aussichten der Lausitzer Wirtschaft so schlecht und die Zukunftssorgen so groß. Gerade einmal 4 Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäfte, 67 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Das Risikoradar wird erwartungsgemäß von den Energie- und Rohstoffpreisen angeführt, gefolgt vom Fachkräftemangel. Arbeitskosten haben mit der Erhöhung des Mindestlohnes und den inflationsbedingt zu erwartenden höheren Lohnforderungen an Brisanz gewonnen. Als weiterer Hemmschuh werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ein erwarteter Rückgang der Inlandsnachfrage wahrgenommen.
„Neun von zehn Lausitzer Unternehmen sehen ihre Geschäftstätigkeit durch die Energiepreise stark gefährdet. Die kurzfristigen politischen Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen und Dämpfung der Energiepreise sind dringend nötig, werden aber vermutlich nicht ausreichen. Wie schnell und gut die regionale Wirtschaft die Krise bewältigt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn die Gas- und Strompreisbremsen ihre Wirkung entfalten. Insgesamt bedarf es einer überzeugenden Mittelfriststrategie, um Planungssicherheit für die nächsten zwei bis drei Jahre zu schaffen. Andernfalls bleibt das unternehmerische Risiko für die Betriebe unkalkulierbar“, so Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer IHK Cottbus.
Mit einer Kostenweitergabe an Kunden bzw. Abnehmer reagiert bereits die Hälfte der befragten Unternehmen auf aktuelle und kommende Energiepreissteigerungen. In Anbetracht der angespannten Energiepreise setzen 16 Prozent der Betriebe Energieeffizienzmaßnahmen um, obwohl die Investitionsbereitschaft deutlich verhaltener ist. 15 Prozent der Unternehmen reduzieren ihre Produktion bzw. Angebote. 7 Prozent erwägen auch eine Einstellung der Produktion bzw. eine Schließung des Betriebes.
Bei vielen Unternehmen laufen die Verträge für Gas und Strom noch in diesem Jahr aus. Das bereitet große Sorgen, denn damit stehen die größten Energiepreissteigerungen erst noch bevor.
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