Sonnewalde: Friseurhandwerk überzeugt Generationen

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Wie eine Medizinisch-technische Assistentin eine Umschulung zur Erzieherin machte, um Lehrerin zu werden und Erfüllung im Friseurhandwerk fand

Friseur
Über Umwege hat Gabriele Schade den Weg in ihren Traumberuf der Friseurin gefunden. Ende März verabschiedet sie sich schweren Herzens aus dem Arbeitsleben und übergibt den Salon in die Hände ihrer Tochter Foto: I. Kilian

Sonnewalde (ik). Von klein auf ist Gabriele Schade im 1954 gegründeten Friseursbetrieb ihrer Mutter aufgewachsen. Großes Interesse hatte sie an diesem allerdings nicht angemeldet – sie wollte ursprünglich Lehrerin werden.
Als Einser-Schülerin stand diesem Traumjob eigentlich nichts im Weg. Da sie sich mit ihrer Familie jedoch gegen die Jugendweihe entschied, die für diesen Berufsweg obligatorisch war, wurde sie für ein Lehramtsstudium nicht zugelassen und machte stattdessen eine Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin (MTA).  Sie war glücklich mit ihrer Wahl, überzeugte auch dort mit ihrem Überflieger-Dasein und wurde sogar zum Medizinstudium nach Dresden delegiert. Für ihre Jugendliebe schlug sie das Angebot allerdings aus und blieb bei ihrem Mann, Frank-Michael Schade, mit dem sie heute immer noch glücklich verheiratet ist.
Während er ein Abendstudium als Maschinenbauingenieur absolvierte, ließ Gabriele Schade der Traum vom Lehramt nicht los: Sie wagte einen zweiten Versuch. Mit einer Ausbildung als Erzieherin wollte sie dem Traum einen Schritt näher kommen und arbeitete sechs Jahre im Kindergarten. Leider wurden zu diesem Zeitpunkt keine Lehrer gebraucht. Also saß die ausgebildete MTA und Erzieherin eines Abends im Friseursalon ihrer Mutter, die das Geschäft allein führte. Da sie ihre Mutter bei der Arbeit unterstützen wollte, absolvierte sie schließlich noch eine Umschulung zur Friseurin. In den Fächern ihrer Berufsschule konnte man der strebsamen Schülerin allerdings nicht mehr viel beibringen.
Als eines Tages der Lehrer wegen Erkrankung mehrere Tage ausfiel, witterte Frau Schade ihre Chance: Sie durfte die Unterrichtsstunden in Biologie und Chemie übernehmen und stand plötzlich lehrend vor der Klasse. Über Umwege machte sie ihren Traum wahr, wurde mit der mangelnden Lernbereitschaft ihrer Mitschüler allerdings schnell eines besseren belehrt. Ihre letzte Stunde beendete sie demnach mit folgenden Worten: „Ihr habt mir so viel gegeben! Vor allem die Erkenntnis, wie glücklich ich bin, nicht Lehrer geworden zu sein.“
Frau Schade blickt auf glückliche Berufsjahre im Friseurhandwerk zurück. Ende März übergibt sie nun ihren Salon an ihre Tochter, die diesen dann bereits in der dritten Generation führen wird.  Die junge Frau, ebenso Mutter einer kleinen Tochter, ist mit ihrem Meister-Abschluss bestens auf die Übernahme vorbereitet. Auf diese Weise bleibt der Betrieb bestehen und die Tradition wird in Sonnewalde fortgeführt.
Der Abschied vom Arbeitsleben fällt der Betriebschefin schwer. Doch ihr Mann gibt ihr Trost: Er folgt ihr nach Jahren der Selbstständigkeit in der „Auto-Zentrum GmbH in Finsterwalde-Massen“ im Herbst in den Ruhestand. „Zwei Alphamännchen, das war nicht immer leicht“, sagt Frau Schade über die beidseitige Selbstständigkeit. Dennoch waren sie immer ein Team. Er unterstützte sie während all der Umwege, die sie zunächst gehen musste, bevor sie verstand, dass ihr Traumjob im Grunde die ganze Zeit über präsent war und die Erfüllung doch im Friseursalon ihrer Mutter lag.
Nun werden sie die nächste Generation unterstützen.