Weltkulturerbe in der Königsstadt Lahore / Der Brautpreis erleichtert den Start in die eheliche Gemeinschaft.
Nach den Erlebnissen in den nördlichen Bergen haben wir die heiße Mitte des Landes erreicht. Die wichtigsten Bauten der Königsstadt Lahore stehen auf der Welterbe-Liste.
Das große Fort und die große Moschee haben UNESCO-Status. Wirklich stolz aber sind die Pakistani auf den Nationalturm, einen „kleinen Eifelturm“ aus Beton, im weiten Park des Forts. Hier im historischen und touristischen Zentrum, wo uns vor allem Einheimische und Chinesen begegnen, gilt ein modernes Mausoleum als das Allerheiligste. Es ehrt den Mann, der als erster die Idee eines pakistanisch-islamischen Nationalstaates hatte, ist aber streng bewacht und für uns gar nicht zugänglich.
Wir widmen uns also der Burg mit der Volkshalle auf schlanken Säulen, Spiegelhalle, Tanzhaus und Salon der Königin und bekommen Eindrücke von alter Pracht, wenn auch fast alle Intarsien, die letzten wohl durch Touristen, aus den Mauern gebrochen sind.
Gegenüber liegt die Moschee, einst für 100 Jahre die größte der Welt, heute zweitgrößte Pakistans. Es wird gerade eine Hochzeit verhandelt. Mit Erfolg, denn alle beteiligten Männer fanden den Bräutigam und seinen gebotenen Brautpreis von 500 000 Rupien (etwa 5 000 Euro) akzeptabel. Solches Geld wird heutzutage von den Eheleuten als Startkapital für den gemeinsamen Haushalt betrachtet. Die Gruppe erhebt sich und verteilt unter Zuschauern wie uns und an die Frauen kleine Naschereien. Das darf als Einladung zur abendlichen (alkoholfreien) Hochzeitsfeier in einem Restaurant verstanden werden. Die Mutter des Bräutigams ist stolz. Sie habe fünf Söhne, erzählt sie uns, dies sei nun der erste, der versorgt ist.
Männer dürfen im Islam, also auch im modernen Pakistan, bis zu vier Frauen haben. Das kommt aber selten vor. Und wenn, dann muss jede dieser Frauen genau gleich versorgt sein – materiell, aber auch an sonstiger Zuwendung. Das Scheidungsrecht mache den Frauen eine Trennung relativ leicht, erklärt uns ein Mann. Die offizielle Statistik bestätigt, dass Scheidungen erstaunlich häufig, Ehen mit mehreren Frauen dagegen nur noch selten sind, jedenfalls in den großen Städten mit modernen Lebensformen.
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