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Könnte unser Branitzer Fürst Pückler heutzutage reisen, er würde einen Flug nach Doha in Katar buchen. Nein, nicht wegen der Fußball-WM, die dort 2022 in sagenhaften klimatisierten Stadien stattfindet, sondern wegen der Pferde. Pücklers Araber hießen Mehemed, Hama, Auwam, Bhabra und Scheitan, kamen aus Syrien und schafften es dank Heinrich Laube, Intendant des Wiener Burgtheaters und Hausfreund des Fürsten, in die Weltliteratur. Wer heute die edlen Vollblüter auf den weiten Koppeln oder in den königlichen Ställen von Doha sieht, versteht Pücklers Leidenschaft, die er in Muskau und auch noch in Branitz auslebte. Für Araber sind Pferde etwas ganz besonderes. Bis heute übernachten sie bei den Beduinen mit den Menschen im Zelt.
In Doha sind sie nicht schlechter untergebracht als ihre Halter: großräumig, sauber, vollklimatisiert mit Schwimmkanal, Fitnesskarussell und automatischem Laufband deutscher Bauart. Das Al Shaqab Gestüt (benannt nach dem Ort einer Schlacht gegen die Türken, an dem es sich in großer Hufeisenform befindet) züchtet die weltweit edelsten Araber, denen es an Nichts fehlt. Wenn sie Rennen gelaufen sind – 40 gibt es alljährlich, kostenlos für alle Besucher – bekommen sie nach der Saison sogar Urlaub, am liebsten in Europa, wo die Weiden am saftigsten sind.
Das kleine, überaus gastlich Katar (lokal Qatar oder Qitar geschrieben) ist das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Von halb so vielen Einwohnern wie Cottbus (50 000) im Jahr 1950 explodierte es auf etwa 3 Millionen aktuell, wovon allerdings 90 Prozent Ausländer sind. Allen (trotz Meldungen von Schikanen auf einzelnen Baustellen) geht es gut. Es gibt ein solides, kostenloses Gesundheitswesen für alle und gute Bildung. Sozial Bedürftige bekommen ausreichend Zuwendungen. Hier bewirkt die islamische Staatsreligion Positives, wovon auch Zehntausende Christen, viele Hindus, Juden und Andersgläubige profitieren.
Ja, man könnte sich, trotz Hitze, wohlfühlen in diesem schönen Land, wenn es nicht so laut wäre. Es gibt kaum einen Fleck, schon gar nicht in Hafen- oder Flughafennähe, wo nicht gebaut wird. Die Presslufthämmer intonieren hier die Zukunftssymphonie.
Weil die Katarer von mehreren Ländern boykottiert werden (wegen IS-Unterstützung) sind sie umso ehrgeiziger bemüht, die Fußball-WM für alle Gäste zu einem wunderbaren Erlebnis zu machen. Natürlich einem friedlichen, auch wenn die US-Truppen hier in Katar ihr Hauptquartier im arabischen Raum unterhalten und von hier aus den Krieg gegen den Irak geführt haben.
Sagenhafte Leichtatlethik- und andere Sportanlagen unterhält das Emirat. Die Fußball-WM wird in acht Stadien stattfinden, die größtenteils noch im Bau sind. Mit der Club-WM in diesem Jahr, aber auch mit Asienmeisterschaften und Weltspielen (2009 Brasilien gegen England in Doha 1:0) wurde Katar längst fußballaffin.
In den letzten Jahren profiliert sich das Land kulturell. Der chinesisch-amerikanische Stararchitekt Pei hat das Islamische Museum gebaut, das mit den Augen einer verschleierten Frau in die Stadt blickt. Frauen dominieren diesen gesellschaftlichen Bereich. Die Mutter des Emirs leitet die einflussreiche Qatar Fondation, die Nationalgalerie leitet Scheicha Al Mayasca. Ihr stehen jährlich eine Milliarde US-Dollar für Ankäufe zur Verfügung. Das Islamische Museum kauft alles Habhafte zurück, das durch koloniale und kriegerische Raubzüge in Jahrhunderten aus der Region verschleppt wurde.
Katara heißt ein Stadtteil der Künste mit Museen, Ateliers und Amphitheater, in dem 2012 mit Verdis „Aida“ erstmals eine eigene Operninszenierung lief. Der „symphonische“ Baulärm ist nur eine Metapher. Im prächtigen Opernhaus im islamischen Design hat das Qatar Philharmonic Orchestra sein Zuhause mit guter klassischer und neuer Musik. Nächste Folge: Bahrain – Wallstreet mit Medina
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