Vorhang auf für neue Geschichten zwischen Himmel und Erde beim Staatstheater Cottbus

Intendant Märki: „Wir planen unter Pandemiebedingungen bis Ende des Jahres“ / Schauspiel ohne Direktor / Ballett mit Rekord-Programm / Konzerte im Großen Haus und in kleinen Salons / Wieder eine Walzernacht.

Staatstheater
Das Gespenst der Pandemie scheint sie noch zu lähmen, die Vorstände unseres Staatstheaters. Näher wollen sie nicht zueinander rücken, nicht einmal für ein Foto. Ihr Offen-Sein trägt noch das Fragezeichen. Aber die Spielzeit läuft. Das freut (v.l.): Ballettdirektor Dirk Neumann, stellvertretende Operndirektorin Jasmina Hadziahmetovic, Intendant, Operndirektor und amtierender Schauspieldirektor Stephan Märki, Geschäftsführerin Iris Dönicke und Generalmusikdirektor Alexander Merzyn. Foto: Hnr.

Cottbus (MB) Ihrer „angestauten Spielwut Luft machen“ wollen die vier Sparten des Staatstheaters ab sofort. 22 Premieren, acht Philharmonische Konzerte und zahlreiche Gastspiele und Sonder-Spielformen stehen ihm Programm, das Intendant Stephan Märki nicht geringer als „zwischen Himmel und Erde“ ansiedelt – so jedenfalls der Titel seiner künstlerischen Weltenträume im Spielzeitheft.
In der letzten Saison war der neue Intendant mit seinem Team hart aufgeschlagen: Nur 15 Konzerte, eine Oper, drei Schauspielvorstellungen und drei Ballette konnten stattfinden, dazu 25 Vorstellungen im Freien. 1,5 Millionen Einnahmenverlust bedeutete das, rechnet Geschäftsführerin Iris Dönicke vor. Mit 1,6 Millionen Euro Defizit rechnet sie im neuen Jahr. „Wir planen unter Pandemiebedingungen“ sagt der Intendant, und das zumindest bis Jahresende. Daher gibt es kein Abo-Angebot. Die 450 Plätze im Großen Haus (statt 621) und entsprechend reduzierte Angebote in den anderen Spielstätten müssen im Freiverkauf gefüllt werden. Unbesetzt ist die Stelle des Schauspieldirektors. Jo Fabian, der das Publikum in Atem hielt, war gekündigt und durch die in dieser Position unerfahrene Dramaturgin Ruth Heynen ersetzt worden. Märki, der ihr den Vorzug gab, sagt, man habe sich im Einvernehmen getrennt. Zugleich räumt er ein, dass dem Schauspiel-Konzept Vorlauf fehlt. Klassiker fehlen ganz. Immerhin kommt im Januar Hauptmanns „Biberpelz“. Los geht’s diese Woche aber mit „Zorro“ und „Wonder Woman“, als Doppelpremiere.
Die Oper bringt im Oktober „Othello“ und im Dezember das Wagnis „L’Orfeo“, die älteste Oper überhaupt (von 1607), nach Monteverdis Notenmaterial zum zeitgenössischen „dramma per musica“ aufgepeppt.
GMD Alexander Merzyn hat seine acht Philharmonischen Konzerte (auch ohne Abo!) an den „großen Fixpunkten des Lebens“ wie Religion, Politik, Familie, Fortschritt, Liebe und anderen festgemacht, spielt von Beethoven bis Bruckner und Schönberg alle Meister, und das mit herausragenden Solisten. Man darf hier gespannt bleiben, ebenso wie auf das Rekordprogramm von Dirk Neumanns Ballettensemble, das vier Premieren und drei Wiederaufnahmen verspricht. Seine Tänzer zeigen sich dabei auch als Choreografen. – Tanz für alle verspricht eine neue Walzernacht 2022.

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