Mein Auto, leider ein ausländisches, taugt nichts. Es habe rostige Bremsen, heißt es. Nach nicht einmal drei Jahren scheiterte es beim TÜV.
So neu war nie ein Trabbi, den ich je fuhr. Die waren zehn oder mehr Jährchen gefahren, ehe sie zum Neupreis auf den Gebrauchtwagen-Markt kamen. Aber rostige Bremsen? Das gab’s nie.
Kriegen wir aber nicht so schnell hin, sagt die Werkstatt. An solche Sätze erinnern wir uns aus Trabbi-Zeiten und korrigierten sie mit Export-Bier. Aber heute? Wieso nicht? Schulterzucken. Zwei Monteure sind zum Bahnwerk gewechselt. Ich muss die Kinder vom Kindergarten mit dem Fahrrad abholen. Geht doch.
Oder geht nicht? Die Region hat ein riesiges Strukturproblem. Mindestens seit zehn Jahren torkelt sie in den Fachkräftemangel. Jetzt fließen Milliarden-Investitionen in die Lausitz und zerreißen zu Flickwerk, was gerade noch eben funktionierte. Das Handwerk, zum Beispiel, aber andere Branchen auch, denn nicht nur die Bahn hat zu viel Knete für den schläfrigen provinziellen Rahmen. Die Lösung kennt jeder: Es müssen Leute von außerhalb kommen. Thüringens linker MP Ramelow ist nach Vietnam geflogen und will wieder Vertragsarbeiter ordern. Die Cottbuser – immerhin! – haben eine andere Idee. Sie wollen, intensiver als bisher geschehen, Cottbuser und Lausitzer zurückholen. Die sind, wie wir wissen, in den 90ern, jung und voller Tatendrang, zu tausenden westwärts abgewandert. Wenn sie dort ihr Fach und außerdem noch das Rechnen gelernt haben, muss ihnen bei aktuellen Gehaltsangeboten und hiesigen Lebenskosten die Heimat verlockend sein. Die Stadt holt zum großen Coup aus. Sie verlängert den super Weihnachtmarkt der 1000 Lichter bis 27. Dezember und lädt Heimkehrer mit attraktiven Angeboten am „Dritten“ Weihnachtstag direkt unters Riesenrad ein. Unters Riesenrad!
Das ist riesig. Jeder sollte es Freunden nach drüben funken. Und hoffen, dass das Riesenrad nicht mit rostigen Bremsen am TÜV scheitert. J.H.

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