Auf seinem Konto stehen 260 Rennen, vom Lübbener Rundkurs bis zu den „Cottbuser Nächten“.
Für die Rubrik „Kalenderblatt“ böte das Archiv zum Datum 2. März das Ableben des Hofphotographen Carl Metzner, dem wir die wertvollsten historischen Cottbus-Motive verdanken, ferner einen, mit der Niederlausitz weniger verbundenen deutschen Sieg beim ersten Kopenhagener Sechs- tagerennen und am gleichen Tag, dem 2. März 1934, die Geburt eines Lübbener Jungen, der zu einem der ganz Großen des deutschen Radsports werden sollte: Eberhard Pöschke. Der Jubilar gehört aber noch nicht in die erwähnte Historien-Rubrik; sein Geburtstag wird vielmehr diesen Sonnabend zum gesellschaftlichen Ereignis: Der „Weltmeistermacher“ lädt an seinem 90. Geburtstag ins Cottbuser Stadthaus, sein einstiges Sport-Club-Hauptquartier, ein, um mit Weggefährten seinen durch Corona und einen Schlaganfall verhinderten radsportlichen Abschied nachzuholen. Als Trainer und radsportlicher Organisator höchster Perfektion hielt Eberhard Pöschke rund 70 Jahre lang Aktive und radsportbegeistertes Publikum in Atem. Für diese Mission prägte ihn das Elternhaus mit dem führenden Fahrradgeschäft in Lübben, Vertragspartner der „Diamant“-Werke. Das legendäre „Diamant-Berufsfahrermodell 67“, das der Vater für große Verkaufserfolge vom Werk verehrt bekam, wurde zum Bild seiner Träume. Die Mutter schenkte es ihm 1948 zur Konfirmation – aber „nur um sonntags damit zu fahren“. Der Wunsch, Rennfahrer zu werden, war da in dem Jungen längst erwacht und blühte fort auch während der Gärtnerlehre. Beides – Radsport und Gärtnerei – gehörten immer zu Eberhard und seiner Frau Lieselotte Pötschkes Leben. Während das Pflanzliche sich auf Kakteen spezialisierte, rückten sportlich die Edelmetalle und allerhöchste Titel in den Fokus. Für olympische Medaillen und Meisertitel sorgten seine Schützlinge Lutz Heßlich, Hans-Joachim Hartnick, Bernd Drogan, Trixi Worrack und Roger Kluge, um nur einige zu nennen. Er selbst fuhr so erfolgreich Rennen, dass ihm der internationale Einsatz und eine Delegierung zum SC DHfK Leipzig angeboten wurden. Er aber wollte Lübbener bleiben und Rennen organisieren. Ganz besonders stolz sind Eberhard und Lieselotte Pöschke auf über 260 bedeutende Rennen, die sie, großenteils gemeinsam, organisiert und verantwortet haben. Im Hochleistungssport hat Eberhard Pöschke immer das Maximum erstrebt und dabei Erfolge gefeiert und auch Niederlagen eingesteckt. Schon in Lübben sorgte er für Schlagzeilen mit DDR-Titelkämpfen und großen international besetzten Rennen. 1965 wurde er Bezirkstrainer Radsport mit dem Ziel, eine Radsportsektion zu entwickeln. Die kam 1969/70 langsam in Gang. Der Internationale Olympiapreis wurde in Cottbus und Forst ausgetragen, aber ab 1975 bis zu Wende musste Eberhard Pöschke von seiner Lieblingsbeschäftigung, der Rennorganisation, lassen. Er war nun als Trainer, Cheftrainer und Verbandstrainer im Fulltimejob. Eine kurze Episode führte ihn in die Chefetage des Bundes Deutscher Radfahrer nach Frankfurt/ Main, doch schon 1991 zog es ihn zurück nach Brandenburg, wo es kaum noch sportliche Chefstellen und für den Cheforganisator nur eine ABM-Stelle gab. Für neue Großtaten bot sich Raum: Der Straßenrenn-Klassiker Cottbus-Görlitz-Cottbus, 1923 erstmals gefahren, wurde nach 60-jäh- riger Pause vom Pöschke-Paar neu belebt. Leider war dann 2017 schon wieder Schluss damit. Auf der Bahn gab es 1995 endlich wieder einen Weltcup und bald darauf merkwürdige Schlagzeilen. Der RSC drohte Pöschke mit Rausschmiss. Der zog selbst die Reißleine, trat mit seiner Frau aus dem Club der Postenrangeleien aus und beide organisierten sich neu im wiederbelebten RK Endspurt 09. Zoff gab es später auch bei den „Cottbuser Nächten“ die der Könner und seine Frau, anfangs zusammen mit Jens Fichte, zu einem glanzvollen Ereignis gestalteten. Letztlich unter dem Corona-Druck sagte Eberhard Pöschke 2020 dem geliebten Radsport Adieu. Tausende danken ihm. Hnr.
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