Wäscherolle und Schleiferei auf Hinterhof / Sechs Mark Miete im Monat
Unsere schöne Postkarte hat viele Leser angeregt, ihre Erinnerungen mitzuteilen.
Renate Brinke: „Bei der gesuchten Straße müsste es sich um die Lutherstraße handeln. Das Haus links kenne ich nicht mehr, es ist meines Wissens im 2. Weltkrieg zerstört worden. Das Haus an der rechten Ecke beherbergt heute die Cottbuser Tafel.“
Jürgen Klingmüller wusste ebenfalls gut Bescheid: „Die Lutherstraße ist ja fast noch komplett erhalten. Das schöne Haus (damals Thiemstraße 25) vorn links ist aber eines der vielen Häuser, die dem Luftangriff 1945 zum Opfer fielen. Die Häuser der Thiemstraße, zwischen Görlitzer Straße und Weinbergstraße, die den Luftangriff überstanden haben, wurden dann beim Bau des Stadtringes abgerissen. An eines der Häuser werden sich ältere Cottbuser erinnern, es ist die Gaststätte ‘Großenhainer Hof’.“
Klaus Pototschnik hat uns geschrieben: „Man sieht die Lutherstraße und in der Verlängerung die Neue Lutherstraße. Das linke Eckhaus wurde 1945 zerstört. Die dahinter befindliche Turnhalle ist erhalten geblieben und wurde kürzlich denkmalgerecht renoviert.
Das rechte Eckhaus blieb erhalten und war nach dem Krieg der Lebensmittelladen Offermann. Mit dem Sohn Richard ging ich zur benachbarten Luther-Schule. Rechts davon zweigt die Brauhausbergstraßre ab. Hier wohnte ich bis zur Eheschließung in der Nr. 22. In der Verlängerung der rechten Hausfront entstand eine Seniorenresidenz.“
Diethart Schulz schickte eine Postkarte: „Wenn ich mich an die Zeit in der Lutherstraße erinnere, werden in mir die schönen Jahre meiner Kindheit, aber auch der düstere Start ins neue Eheglück geweckt. Ich habe damals in der Lutherstraße 4, einer Lückenschließung aus den Folgen des 2. Weltkrieges, gewohnt. Auf dem Hinterhof gab es eine Schleiferei und im Nachbarhaus eine Wäscherolle. Mein Vater richtete mir auf dem Dachboden eine kleine Mansarde ein, die ich zuerst allein bewohnte, und später mit meiner vierköpfigen Familie – auf nur 20 Quadratmetern Wohnfläche einschließlich WC und Waschbecken. Die Miete betrug sechs Mark im Monat. Mein Antrag auf eine größere Wohnung wurde damals, 1975, mit der Begründung abgelehnt, dass wir ja eine Wohnung hätten, also keine Dringlichkeit besteht. Erst der Wechsel zur AWG, heute GWG, gab mir die Chance, für meine Familie größeren Wohnraum zu erhalten. Aussagen des Wohnungsbauprogrammes: ‘Jeder soll eine Wohnung erhalten …’ bedeutet doch nicht, jeder soll s e i n e Wohnung erhalten….! Selbsterlebtes prägt nachhaltig, aber schärft den kritischen Blick.“
Heinz Knobloch ergänzte: „Die Turnhalle hinter dem linken Gebäude gehört zu der Schule die zur Zeit für neue Zwecke umgebaut wird. Rechts das Gebäude beherbergt eine Tafel-Lebensmittelausgabestelle.“