Vielfacher Wandel am alten Cottbuser Münzturm

Privates Engagement gab dem Haus in der Stadtmauer eine neue Chance.

Gebäude am Münzturm
Während Dieter Leubauer zeigt, wie in der Münzstraße 1987 zahlreiche Altbauten abgerissen und eine Neubebauung vorbereitet wurde, berichtet Jürgen Klingmüller über eine Bauherrengemeinschaft, die innerhalb von ca. drei Jahren aus dem Gebäude in der Mauer (auch Wieckhaus genannt) ein schmuckes Wohnhaus für zwei Familien machte.

Sabine Mischok in Reimen: „Die Münzstraße mit Münzturm ist zu sehen,/ wo wir manchmal auch spazieren gehen./ Der Cottbuser Heller soll da geprägt worden sein, / nach Stückzahlen sicher relativ klein. / Die Stadtmauer verlief an diesem Ort / man erkennt sie noch in Teilen dort. / Das Lokal „Zur Münze“ wir sehr vermissen, / weil es sinnlos wurde abgerissen“
Manfred Gnida aus Spremberg schreibt. „Dieses Foto zeigt ein Stück Cottbuser Stadtgeschichte. In der Nähe des Sandower Tores steht der Münzturm aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhundert. Die Stadt bekam 1483 das Recht, eigene Münzen zu prägen. Es gab rote und schwarze Heller mit Ochsenkopf als Symbol der Niederlausitz und Münzen mit dem Krebs. 1903, 1937 und 1993 fanden am Turm letzte Renovierungsarbeiten statt. Erinnerungen werden noch aus jüngerer Zeit an die 1909 von Karl Paul bewirtschafte und leider am 30.Dezember 1987 geschlossene Gaststätte “Zur Münze” wach, die unmittelbar in der Nähe stand.“
Ramiro Lehmann vom Cottbuser Schulweg schreibt: „Es ist die Münzstraße. Vorn müsste das Haus Münzstraße 42 von Wilhelmine und Gustav Conrad sein, wobei auch der Münzturm unter Hausnummer 42 vermerkt ist. Wenn man zu dieser Zeit rechts um die Ecke gegangen wäre, wäre man zur Kneipe ‘Münze’ gekommen.“ „…und links war ein Durchgang zur Puschkinpromenade“, ergänzt Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus. Günther Aschenbach hat ein Foto aus seinem Stadtrundgang 2020 beigefügt, darauf sind rechts schon Neubauten zu sehen. Ganz witzig erzählt Ulrich Buder: „In der Nähe dieser Bildposition verbrachte ich meine Kindheit bis zum 14. Lebensjahr, bevor wir in die gut beheizten Neubauten nach Ströbitz zogen. Gelegentlich schickte mich meine Mutter abends noch in den Keller, um etwas zu holen. Dort waren viele Gänge und verwinkelte Ecken, wo immer jemand hätte lauern können. Sehr gruselig! Einmal baute ich einen prächtigen Doppeldecker mit einem 4,5 Volt Elektromotor und großem Propeller aus dem Bastlerladen Spremberger Straße. An Klingeldrähte schraubte ich zwei Bananenstecker. Mit einer Flachbatterie wollte ich das Flugzeug zum Abheben zwingen. Es rührte sich keinen Mux. Abends kam mein Stiefvater gut gelaunt aus der Gaststätte. ‘„Wetten, dass es fliegt?’ machte er mir Mut. Er schob den ersten Bananenstecker in die 220 Volt Steckdose, dann den zweiten. Ein lauter Knall! Ein Blitz mit kurzem Feuerball, wie bei einem Flugzeugabsturz, und das mitten im Wohnzimmer! Im Dunkel sah ich die Glut der Zigarette im Mund meines Stiefvaters. Er hatte überlebt. Meine Mutter kramte mit der Taschenlampe neue Sicherungen aus der Schublade.“
Klaus Reiter aus Cottbus erwähnt: „Zwischen Haus und Turm befindet sich ein Tor. Ab 1866 wurden Tore der Mauer nachts nicht mehr verschlossen.“ Jens Pumpa aus Cottbus fügt hinzu: „Die Tore und Teile der baufälligen Stadtmauer wurden zu dieser Zeit von der Stadt zur Gewinnung von Ziegeln verkauft. Als Ersatz musste der Käufer einen Lattenzaun aufstellen. Bei den umfangreichen Erneuerungen der Stadtmauer 1937 wurde dieses fehlende Teilstück wieder aufgebaut“.

Münzturm Cottbus
Historischen Ansichtskarte von Helmut Adam.

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