Altes Spree- und Seenland: Notgeld aus den 20er Jahren

In allen Städten gab es die schönen Scheine, manchmal auch Münzen.

Geld kommt aus der Mode. In manchen Ländern wird schon heute fast ausschließlich per
Karte gezahlt, und unsere D-Mark (ganz zu schweigen von der Mark der DDR) hat grad mal ein Jahrhundert überstanden. So schön die Scheine ausgesehen haben mögen – in Krisenzeiten verloren sie ganz schnell an Wert und Vertrauen.

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Das Notgeld gab es u.a. in den 1920er Jahren

Ganz richtig – unser Notgeld-Beispiel stammt aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Schon im Krieg wurde das Kleingeld knapp, weil das Buntmetall fehlte, bald auch die Scheine. Und so gaben Städte und auch große Unternehmen oder Handelseinrichtungen eigene heraus.
S. Menzel aus der Klaus-Herrmann-Straße in Guben berichtet: „Die Auswirkungen des I. Weltkriegs führten zu Notgeld. Gutscheine sowie Münzen wurden an die Bürger um 1920, aber auch schon früher, ausgegeben. Sogar die von der Standesherrschaft Pförten verwaltete Amtsgemein-de gab dieses Notgeld heraus. In Guben gab der Magistrat der Stadt schon 1917 Notgeld aus. Notgeldscheine gab es in Werten von 10 Pf., 25 Pf., 1 Pf. Gold, 5 Pf. Gold, 5000 Mark, Fünfhunderttausend Mark sowie Münzen 10 und 50 Pf. Das war in den Jahren des I. Weltkriegs bis Beendigung der Inflation 1923.“

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Es gab auch Kriegsnotgeld in Form von Münzen

Knut Noack aus der Straße der Freundschaft in Lauchhammer erklärt: „Das Notgeld ist ein aus einer Mangelsituation entstandener Geldersatz, der fehlende Zahlungsmittel ersetzte und von Gemeinden und privaten Unternehmen herausgegeben wurde. Die Menschen setzten in das Notgeld mehr Vertrauen als in die gesetzlichen Zahlungsmittel.“
Auch Gisela Mallkowsky aus der Langen Straße in Hörlitz meint „Die Zeit des hier gezeigten Notgeldes war um 1920.“
Arno Schulz aus Guben kennt sich sehr gut aus: „Von den Städten wurde stellenweise bereits zu Beginn des I. Weltkrieges Kriegsnotgeld herausgegeben. Auch in Münzen, wie die zwei in meinem Besitz befindlichen Gubener Notgeldstücke mit Prägedatum 1917 und 1918, die auf der beigefügten Datei zu sehen sind. Vorerst sollte das Fehlen von Münzen überbrückt werden, was dann aber über Papiergeld bis zur Inflation 1923 führte.“
Das meiste heute im Umlauf kursierende „Notgeld“ z.B. aus Forst, Cottbus oder Senftenberg, war allerdings nie solches. Fachleute sprechen in dem Fall von „Serienscheinen“. Die Grafiker hatten dem lokalen Geld hübsche Motive, oft mit Sprüchen, Wappen und Ornamenten versehen, gegeben. Das beflügelte die Souvenirwirtschaft, und so wurden die Scheine teilweise auch später noch in großer Zahl gedruckt. Mitunter sind sie aus den Vorkriegsbeständen noch in DDR-Zeit bündelweise druckfrisch in den Verkehr gekommen – zur Freude vieler Heimatfreunde, die solche Zeitdokumente immer gern sammeln.

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