Wer in diesen Tagen schon Urlaub hat, kann im Spreewald oder in einem anderen Lausitzer Quartier am Morgen in Ruhe Zeitung lesen, falls eine kommt. Und falls auch ein Frühstücks-Kaffee dazu kommt. Er erfährt dabei eine Menge übers Land und darüber, warum im alltäglichen Service so gut wie gar nichts mehr klappt.
Hauptthema der Blätter war auch diese Woche die AfD. Sie hat zweimal, in Thüringen und in Sachsen-Anhalt, Kommunalwahlen gewonnen und liegt im Deutschlandtrend mit 19 Prozent vor der ehrwürdigen SPD (17 %). Warum das so ist, erklärt der mithin 82jährige Ehrenvorsitzende der Rechtspartei, Herr Gauland, kurz und knapp: Die Zustimmung zur AfD „verdankt sich den Fehlern der anderen.“ Niemand bezweifelt das – außer den Betroffenen. Mützenicht ist der Fraktionschef der stärksten Partei in der Regierungs-Ampel, der SPD. Er beruhigt sich und die Seinen: „Politik darf nicht bei Enttäuschungen des Augenblicks stehen bleiben.“ Ob ihm klar ist, dass sein Verein seit mehreren Jahren von Augenblick zu Augenblick neue Enttäuschungen produziert? Was eher nicht in der Frühstückszeitung steht ist, dass den Mindestlohn, auf den die Roten stolz sind und den sie gern deutlich erhöhen möchten, längst die Inflation aufgefressen hat und dass auch im neuen Bundeshaushalt Ausgaben für Krieg und verwirrten Klimaschutz keinen Raum für echt Soziales lassen.
Im Alltag zeigt sich Ampelpolitik als Desaster. Bauunternehmen versuchen krampfhaft Aufträge unter Selbstkosten zu akquirieren, um ihre letzten Mitarbeiter zu beschäftigen. Wer einen Handwerker braucht, bettelt andererseits wie zu Ostzeiten, weil es keine gibt, und auch der Gastronomie, die wegen der Mindestlöhne und Energiekosten ihre Preise beängstigend hochschraubt – selbst am einfachsten Kiosk kostet die Bratwurst mit Semmel hier 4 Euro! – findet kein Personal. Guter Mindestlohn ist jedem sicher, aber keiner kommt zur Arbeit. Die Frage bleibt ungelöst: Wo sind sie geblieben? J.H.
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