Bilder aus dem alten Cottbus: War gefährlich für freilaufende Katzen

Die schon damals stark befahrene Doppelkurve der Franz-Mehring-Straße.

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A war diesmal richtig, die Szene gehört zu Cottbus

Die Resonanz auf unser Alltagsmotiv war lebhaft. „Es müsste sich um die Franz-Mehring-Straße handeln“, vermutet Ramiro Lehmann vom Schulweg in Cottbus-Sielow richtig. R.Frenzel aus der Hainstraße in Cottbus beschreibt: „Wir fahren Richtung Sandow. Uns kommen zwei LKW Kipper S 4000 entgegen. Rechts parkt ein Skoda Oktavia. Hinter der niedrigen Mauer war der Kindergarten der Tuchfabrik Cottbus. Hier hat meine Mutter bis zu Ihrer Rente gearbeitet. Das niedrige Gebäude vor dem Schornstein gehörte ebenfalls zur Tufa. Der Schornstein selbst stand am Heizhaus und dort befand sich (zumindest 1988 – da hatte ich meine Prüfung zum Mechaniker für Hochdruckanlagen) der älteste Heizungskessel von Deutschland. Heute steht dort ein Modernes Gebäude einer Fitnessagentur und ein Bioladen. Bis 1992 hatte sich dieses Bild nicht geändert. Mich würde interessieren was sich der Herr im Schaufenster anschaut.“
Da kann Ulrich Meißner aus Kolkwitz helfen: „Da ich als alter Cottbuser in der Nähe dieser Straße aufgewachsen bin, weiß ich, dass es sich um die heutige Franz-Mehring-Straße handelt, welche später etwas gerader ausgebaut wurde. Links das Schaufenster zwischen den Bäumen gehörte zur Firma Tischlerbedarf During. Da ich Tischler gelernt habe, musste ich in den 1950er Jahren dort oft einkaufen. Heute existiert die Firma immer noch, nur am neuen Standort am Brandenburger Platz. Hinter der Hausecke dieses Geschäftes befand sich eine Tankstelle. Dort gab es noch einen Tankwart und auch ein wunderschönes blondes weibliches Wesen bediente einen. Die alten Häuser in der Rosenstraße mit dem Eckhaus During wurden abgerissen. Dort befindet sich heute ein Parkplatz. Gegenüber rechts befand sich eine Tuchfabrik, genannt Tufa. Im Bereich der Fußgänger hinter den Bäumen befand sich der Kindergarten, der die Kinder der Tufa-Beschäftigten betreute. Heute befindet sich in diesem Bereich ein Neubaukomplex mit Sportstudio, Öko-Laden ,Wohnungen und Parkhaus, alles errichtet von der eG Wohnen. Als die Friedensfahrt noch durch Cottbus fuhr, standen an den Seiten dieser Straße viele jubelnde Menschen.“
Der vordere H 6 LKW fährt in der Franz-Mehring-Str. in Richtung Thälmannplatz (heute Brandenburger Platz) und der hintere H 6 LKW kommt gerade aus dem Bereich der “Minol” Tankstelle.
Kürzer antwortet Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus, der die richtige Straße nennt, ebenso Frank Häder aus der Spremberger Straße in Forst (Lausitz). Horst Hauptmann aus der Max-Grünebaum-Straße in Cottbus schreibt: „Man blickt auf das Heiz- und Gerätehaus der Tuchfabrik. Es wurde vor langer Zeit entfernt. In der Neuzeit wurde hier ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet und die rechte Freifläche modern gestaltet. Links ist das Geschäft der Firma During zu erkennen. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Nettomarkt mit Parkplatz. Die Umgestaltung ist hervorragend gelungen.“
Peter Stimmer vom Striesower Weg in Cottbus hat persönliche Erinnerungen: „Auf der rechten Seite war der Hintereingang der Tuchfabrik Tufa Werk I. Meine Frau und ich arbeiteten in den 50er Jahren dort. Sie als Doppelstuhlweberin, ich als Betriebsschlosser und Maschinist. Die breite Einfahrt des Blechtores diente für den Culemeyer der Deutschen Reichsbahn, der regelmäßig Brennstoffe brachte für die im Zwei-Schicht-Betrieb laufende Dampfmaschine, die für Cottbus mitunter Strom abgab. Am Betriebszaun wurden Plakate und Losungen aufgehängt und unter anderem auch die Fahrer der Friedensfahrt mit Täve Schur oder Lothar Meister I begrüßt.“
Unsere Cottbuser Leserin Johanna Schwarz (85 Jahre) erzählt, dass sie Wollstoffmacherin in der Tufa lernte und von 1950 bis 1960 im Büro als Stenotypistin und Sekretärin arbeitete. Ihr erstes Gehalt betrug 241 Mark. „Rechts befand sich der Pförtner-Eingang und im Hof gab es eine Schneiderei und Schuhmacherei. Als Held der Arbeit wurde Franz Striemann für sein 10er Webstuhlsystem gefeiert. Es gab einen eigenen Kindergarten, ein Betriebssanitätshaus und eine Großküche, wo das Mittagessen 75 Pfennige kostete.“
Auch Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße kennt all die Gebäude. „Sie existieren schon lange nicht mehr. Auf diesem Areal rechts wurde ein Wohn- und Geschäftshaus durch die e.G. Wohnen errichtet. Erst kürzlich wurde hier das Bio-Fachgeschäft ‘Ährenkranz’ eröffnet. Ein Foto ist im Anhang.“ „Ein herrliches Bild“, freut sich auch Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus. „Links geht es in die Freiheitsstraße, geradeaus nach Sandow. Beim hinteren LKW befand sich die Tankstelle mit kleiner Werkstatt, wo sich immer eine lange Autokolonne bildete, um VK 90 für 1.40 M oder VK 94 für 1.50 M zu tanken.“
Mit kräftigem „Miau“ meldet sich auch unsere Leser-Katze. Ihr „Dosenöffner“ erklärte ihr: „Das ist die Franz-Mehring-Straße auf der Südseite vor der Einmündung vom Ostrower Damm gegenüber vom heutigen ‘roten Netto’, und Ihr macht damit Werbung für den Bioladen Schemmel. Bis zur Existenz vom Stadtring als Entlastung war die Straße eine der Hauptverkehrsachsen. Es war daher eine sehr gefährlich Ecke für freilaufende Katzen.“
Günther Aschenbach erinnert an ein jüngeres Ereignis: „Hinter der Bushaltestelle auf der rechten Seite hinter den Bäumen war 2008 eines von mehreren Gestaltungsprojekten von Cottbuser Architekturstudenten – leider versteckt und wenig beachtet. Als ehemaliger Beschäftigter des Callcenters am Ostrower Damm (geplant als Kinofabrik) konnte ich den Wandel der Örtlichkeiten über einen längeren Zeitraum beobachten.“
J. Sachse erwähnt, dass jetzt links an einem Giebel „Alte Tuchfabrik“ steht. „Es war aber nie eine Fabrik, sondern ein Handelshaus.“
Gewonnen hat diesmal Peter Stimmer aus Cottbus.

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Unser Leser Jürgen Klinkmüller hat ein Foto der neuen Bebauung angefügt

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