Die Straußenvögel von Ernst Sauer waren morgens unser Treffpunkt.
„Damals“ heißt für uns nicht nur vor hundert oder mehr Jahren; fern halten wir auch mal in Schülerjahren unserer jetzt eben erst leicht ergrauten Leserschaft inne. So wie mit dem Bild aus Senftenberg, das Lesern in anderen Orten Probleme machte. Sie kennen diesen Schultyp aus Guben oder auch Cottbus, aber dort kann sich keiner an Straußenvögel erinnern. Die dickbäuchigen Vögel mit dem minimalen Kopf („Wer kam bloß auf die Idee, sie vor eine Schule zu stellen; vor der Parteileitung wäre ein guter Platz gewesen“, meint S. Sachse aus Cottbus) standen vor der Polytechnischen Oberschule „Otto Grotewohl“ in dem damals noch Bergarbeiterstadt genannten Ort, der auch die Wahlheimat von Ernst Sauer (1923-88) war, der diese Plastik schuf. Sie ziert heute den Tierpark Senftenberg, und an den Künstler erinnert seit 2013 ein kleiner Platz am Rande der Bahnhofstraße. Unser Senftenberger Korrespondent Hans Hörenz, der vor einem Jahr verstorben und in Senftenberg unvergessen ist, hat uns dieses Foto aus seiner Sammlung überlassen. Besonders gefreut hat sich darüber Andreas Schellack aus der Ringstrasse Peitz. Er schreibt: „Ich bin bis zur 10.Klasse 1973 in diese Schule gegangen. Es ist die 5. Polytechnische Oberschule in Senftenberg. Ich wurde als einer der ersten Schüler in der 4.Klasse hier eingeschult, denn die Schule war neu erbaut worden. Ich glaube, sie war nach Otto Grotewohl benannt. Ich erinnere mich gern an meine Schulzeit zurück und kann mich an fast alle Schulleiter und Lehrer erinnern. Die Straussenvögel waren jeden Morgen unserer Treffpunkt, bevor der Unterricht begann.
Ein besonderes Erlebnis war für uns ein Klassentreffen in Senftenberg, wo wir uns fast alle noch einmal in unserer Schule trafen und uns in unserem ehemaligen Klassenzimmer an alte Zeiten erinnerten. Da gingen wir allerdings schon auf die 50 zu. Danach wurde die Schule abgerissen.“
Auch Knut Noack aus der Straße der Freundschaft in Lauchhammer kennt „die Otto-Grotewohl-Schule in der Bergmannstraße in Senftenberg. Heute ist an dieser Stelle ein kleines Einkaufszentrum für Waren des täglichen Bedarfs.“
Sarah Asmussen schickt uns ein Bild „aus meinem Fotoalbum als ich noch ein Kind war. Ich kenne zwar die Schule nicht, da ich Cottbusserin bin, aber meine Urgroßeltern lebten in Senftenberg und als Kind war ich oft dort zu Besuch. Bei einer solchen Gelegenheit entstand das Foto.“
Belona Lehmann (geb. Grossmann) schreibt aus Siewisch bei Drebkau: „Ich weiß genau, welche Schule gesucht wird: die 5.POS ‘Otto Grotewohl’ in Senftenberg. Ich war bis 1980 dort Schülerin. Unsere Direktorin war Frau Kuhla, Russischlehrerin Fräulein Graf, die noch immer in Senftenberg wohnt, Klassenlehrerin Frau Mangel, Mathematiklehrer Herr Balzke. Im September 2020 trafen sich 15 ehemalige Schüler der 10a zum dritten Klassentreffen und natürlich wurden viele Anekdoten und lustige Streiche ausgegraben. Unsere Abschlusszeitung, die jemand mitgebracht hatte, wurde zu viel Gelächter rumgereicht. Es wurde auch darüber geredet, in welchen Räumen wir Unterricht hatten. Vierzig Jahre ist es her, dass wir mit Abschluss der zehnten Klasse die Schule verlassen haben, aber trotzdem blieben viele Erinnerungen. Das nächste Klassentreffen wird eine Klassenfahrt im September 2022 im Spreewald mit Übernachtung. Der Klassenzusammenhalt lebt nach so langer Zeit.“
Hans-Henning Stoeck aus Senftenberg mailt uns: „Auf dem Bild heißt die Schule schon Otto Grotewohl. Den Namen erhielt sie 1968 von Frau Grotewohl persönlich verliehen. Eingeweiht wurde die Schule als 5. polytechnische Oberschule 1966. Wir, damals eine junge Kollegin und drei junge Kollegen, hatten das Glück und die einmalige Chance, in ein völlig neu zusammengestelltes Kollegium zu kommen. Der Arbeitsvertrag begann am 1. August 1966 damit, dass sich alle erst einmal bekannt machten und dann einen großen Teil der Schulmöbel in den Klassenräumen verteilten und ich meinen ersten Physikraum einräumen konnte. Alles nagelneu. Anfang September empfingen wir dann die ersten Schülerinnen und Schüler.
In den Planungsmitteln für den Neubau der Schule war ein bestimmter Prozentsatz für die kulturelle Ausgestaltung der Schule vorgesehen. Mit diesem Geld wurde meines Wissens die Straußengruppe bezahlt. Weiterhin wurden eine Spruchtafel, gestaltet vom Bildhauer Ernst Sauer, mit dem Satz von Max Zimmering ‘Du bist jung und darum lerne, denn du wirst der Erbe sein’, die am Eingang der Schule stand, sowie fünf Bilder vom Kunstmaler Günter Wendt angeschafft. Das waren ein großes Wandbild im Eingangsbereich unter dem Thema ‘Der Mensch greift nach den Sternen’ und vier weiteren Bilder, die in einzelnen Klassenräumen und dem Lehrerzimmer ihren Platz fanden. Unser damalige Direktor, Herr Koß, lebt heute hochbetagt in einer Wohnanlage in Cottbus.“
Gewonnen hat Peter Lehmann aus Brieske.
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